Kupfers Euro 2012: Unter Iren
„Kenny Dalglish ist unter den Top 5 der Welt.“ Ich stutzte. Der Abend war wunderbar. Das Spiel der Iren gegen Spanien wäre beinahe ohne uns angepfiffen worden. Die Parkkarte, wie immer ein Stück Papier von seltenem Gut, war samt eines Kollegen in den Tiefen Danzigs verschwunden.
Wir bastelten eine neue und schwitzten uns jeder Kontrolle entgegen, fünf an der Zahl. Was soll ich sagen: Wir waren im Spiel. Und wurden belohnt, als 20 000 Iren beim 0:4 gegen Spanien ihr Volkslied „The Fields of Athenry“ sangen, ein elektrisierender Moment.
In der Nacht gesellten wir uns unter das grüne Volk. James war Liverpool-Fan. Wir sprachen über die technischen Probleme der Iren, er von der überschätzten englischen Liga. Aber Dalglish, der sei unter den besten Fünf der Welt. Ich sah das anders. „Sag mir die Besseren“, sagte James.
Ich erinnerte an Maradona und Pele, Beckenbauer und Zidane, schließlich auch an Messi. „Okay, mein Fehler“, sagte James, ich war eigentlich noch gar nicht fertig. James gab nicht auf: „Mein Held ist Didi Hamann, The Didi-Man.“ Ich lächelte. „Er nimmt den Ball an und atmet erst einmal tief ein“, sagte der Ire. „Bei uns haben alle Angst, wenn sie den Ball haben.“
Ich philosophierte, dass Löws Philosophie ja eher geprägt sei von kurzen Ballkontaktzeiten, ohne große Atempausen. Und dass es vielleicht daran liege, dass „The Didi-Man“ bei uns wenig Heldenstatus einheimste. James stutzte, verabschiedete sich und ging, um mit den anderen zu singen. Jeder machte an diesem Abend, was er am besten kann.