Lars Bender erlöst Deutschland
Der neue Rechtsverteidiger beendet das Zittern beim Arbeitssieg gegen Dänemark.
Lemberg. Es waren 51 Minuten gespielt, da sah sich Bundestrainer Joachim Löw genötigt, seine Bank zu verlassen. Der Däne Jakob Poulsen hatte das deutsche Tor gerade um Zentimeter verfehlt. Es stand 1:1 im dritten Gruppenspiel gegen Dänemark, und es war der Moment, in dem klar wurde, dass das Unternehmen Europameisterschaft für den Titelkandidaten aus Deutschland durchaus schon nach der Vorrunde scheitern könnte.
Löw demonstrierte sein Entsetzen nicht durch große Gesten, es reichten ein, zwei Fingerzeige. Und seine Haltung, die besagte: Leute, so wird das nichts. Aber es wurde immer schwieriger gegen diese Dänen, die keinen Raum preisgaben, um dann auszuschwärmen, den Ball auf den erstaunlichen Stürmer Nicklas Bendtner zu spielen, der die nachrückenden offensiven Krohn-Dehli und Eriksen miteinbezog. Es war ein guter Plan des Dänen-Trainers Morten Olsen. Aber er ging nicht auf.
Es hatte gut begonnen aus deutscher Sicht, Löws Auswahl kombinierte sicher und kam zu Chancen. Die beste vergab Thomas Müller (6.) aus zwei Metern, auch Sami Khedira legte einmal am Tor vorbei, dann fiel das 1:0: Müller spielte flach von rechts in die Mitte, Gomez legte mit einer Minimalberührung per Hacke auf Podolski ab, der schoss mit dem rechten Fuß ein (19.).
Es hätte ein deutsches Fußballfest werden können, das war aber mit dem dänischen Ausgleich de facto dahin. Nach einer einstudierten Ecke legte Bendtner auf Krohn-Dehli ab, dessen Kopfball im deutschen Tor einschlug (24.). Konsternierten Gesichtern im deutschen Team, das bis dato erst einen Gegentreffer hatte hinnehmen müssen, folgten vielversprechende Angriffe, doch Podolskis Freistoß flog über das Tor wie Khediras Schuss am Gehäuse vorbei.
Löw brachte Schürrle für Podolski, schließlich auch Klose für Gomez. Es war ein zähes Spiel nach der Pause. Lauernde Dänen, einfallslose Deutsche. Bis Khedira und Özil, die deutschen Madrilenen, konterten, Özil auf Klose spielen wollte, was zu ungenau geriet — und so der Leverkusener Lars Bender bei seinem Debüt als rechter Verteidiger zum Abschluss kam (80.). 2:1 — Bender war der Matchwinner. „Das ist ein absoluter Freudentag für mich. Dass es dann auch noch zum Sieg gereicht hat, ist natürlich ein schönes Geschenk“, sagte Bender. Mit einer blütenweiße Weste geht es ins Viertelfinale, am Freitag gegen Griechenland. Das Unternehmen ist noch nicht zu Ende.