Zur EM hat die Squadra Azzurra das Studentenzentrum La Rotunda für 2,5 Millionen Euro mitten in Krakau in ein polnisches Little Italy verwandelt. Täglich schaut das Team im Casa Azzurri vorbei. Eilt Trainer Cesare Prandelli zur Pressekonferenz in die Aula im zweiten Stock, wird es richtig voll, wie sonst nur bei Konzerten. An einem Abend sang der eigens eingeflogene Pop-Star Umberto Tozzi im Italien-Haus, für das kommende Wochenende hat sich Edoardo Bennato angesagt. Zur WM 1990 in Italien schmetterte er zusammen mit Gianna Nannini den WM-Song „Notti magiche“.

Damit auch die warmen Sommerabende in Krakau magisch werden, heizen die Italiener ihren Gästen jeden Abend mit Live-Musik ein. Kühle Drinks gibt es im Garten, wo die in italienischen Nationalfarben angemalten Kicker-Tische stets umlagert sind. Auch Kapitän Gianluigi Buffon lässt sich hier gerne mal blicken.

Aus dem Garten des Casa Azzurri berichten die Reporter der italienischen Fernsehsender mehrmals täglich live über die letzten Neuigkeiten und Gerüchte aus dem quirligen Hauptquartier der Mannschaft. Dutzende Reporter aus aller Welt wuseln durch das Labyrinth aus verwinkelten Gängen und unzähligen Räumen. Medienleute mischen sich mit Sponsoren, Verbands-Funktionären und Service-Kräften. Das permanent staubsaugende Reinigungsteam zwingt alle zum halsbrecherischen Slalom um Schläuche und Putzeimer.

Dafür blitzt und blinkt das Casa Azzurri aber auch wie eine Oase des Dolce Vita in dem ansonsten tristen Zweckbau. Geschickt hat Casa-Betreiber Gianluigi Lo Faro mit dunkelblauen Teppichen, azurblauen Wandverkleidungen und Sofas in edlem weißem Leder die Räume in den Farben der Squadra Azzurra umgestaltet.

Überlebensgroße Porträts von Buffon, Andrea Pirlo und anderen Azzurri weisen den Weg zum Eingang, der gleich gegenüber dem des städtischen Stadions liegt, in dem die Italiener trainieren. Insgesamt 200 Mitarbeiter sind für Italiens Fußball-Botschaft im Einsatz, die 1998 bei der WM in Frankreich Premiere feierte.

Die legendäre Küche des Casa Azzurri betreuen Gianpiero Dofcaci und Vincenzo Santoro mit Studenten der Hotelfachschule Salsomaggiore. Antipasti, drei verschiedene Primi, drei Secondi und Desserts bringen die Jungköche aus der Emilia Romagna jeden Tag auf den Tisch. Wer keine Einladung ins Restaurant ergattert, wird mittags und abends mit Pasta an der Bar versorgt. Nachmittags trifft sich die italienische Fußball-Gemeinde dort auf einen Aperitivo. Molto Italiano!