Emotionaler Abschied macht Schweden Mut für WM-Quali

Kiew (dpa) - Den tiefen Frust über das frühe EM-Aus hatte sich Zlatan Ibrahimovic mit einem spektakulären Tor gerade von der Seele geschossen, da blickte Schwedens Fußball-Superstar bereits voller Entschlossenheit auf die WM-Qualifikation gegen Deutschland.

„Das ist jetzt der Beginn einer neuen Zukunft“, sagte der Stürmer nach dem 2:0 (0:0)-Sieg in Kiew gegen Frankreich. Als faire Sportler hatten sich die Skandinavier in ihrem letzten Gruppenspiel präsentiert: Obwohl nach zwei Niederlagen chancenlos auf einen Platz im Viertelfinale, zeigten sie vollen Einsatz. Rund 10 000 schwedische Fans bereiteten ihrer Mannschaft im Olympiastadion einen emotionalen Abschied.

Wohl niemand verkörperte den Sportsgeist der Schweden so wie Verteidiger Jonas Olsson. Der 29-Jährige reiste kurz zur Geburt seiner Tochter nach Hause, flog dann aber wieder direkt zurück in die Ukraine - obwohl Schweden im letzten Spiel nichts zu gewinnen hatte. Breit lächelnd stand der junge Vater nach der Partie gegen Frankreich in den Katakomben der Arena. „Wir haben auch aus Respekt vor den anderen Mannschaften heute alles gegeben“, sagte Olsson. Auf den Plätzen und in den Kneipen von Kiew feierten die Anhänger der Tre Kronor bis in den frühen Morgen friedlich den würdevollen Abschied.

„Thank you, Kiev“, hatten schwedische Fans am Dienstagabend auf eine ihrer Fahnen im Stadion geschrieben. Zwei Wochen lang campierten rund 6000 EM-Touristen auf einer Insel mitten im Dnjepr-Fluss und feierten in der Fan-Zone mit den Einwohnern der ukrainischen Hauptstadt täglich ein fröhliches Fest. Die massenhafte Abreise der Schweden ist wie der Heimflug der meisten Anhänger von Irland und der Niederlande, die beide ebenfalls ausgeschieden sind, ein großer Verlust für die Europameisterschaft. „Gegen Frankreich wollten wir auch wegen der Fans gewinnen“, sagte Ibrahimovic.

Mit einem atemberaubenden Seitfallzieher hatte der 30-jährige Stürmer vom AC Mailand Schweden in Führung geschossen (54.). „So ein Tor von Zlatan sehen wir jeden Tag im Training“, kommentierte Stürmer Markus Rosenberg das Traumtor trocken. Sebastian Larsson machte in der Nachspielzeit das Debakel für Frankreich komplett, das nun auf Welt- und Europameister Spanien trifft. „Ich sehe nicht Spanien, sondern Deutschland als beste Mannschaft der Welt“, sagte Schwedens Mittelfeldspieler Anders Svensson und warf einen Blick voraus auf die WM-Qualifikation. „Wir waren mit dem Los nicht glücklich. Aber es ist reizvoll, gegen die Besten zu spielen.“ Bereits am 16. Oktober werden die Schweden zum ersten Duell in Deutschland erwartet. Dass sie Tausende ihrer fröhlichen Fans mitbringen, darf als sicher gelten.