Maue Bilanz: Bundesliga bei Fußball-EM abgehängt
Paris (dpa) - Da waren es nur noch zwei: Wenn am Sonntag Gastgeber Frankreich und Portugal in Saint-Denis um den EM-Titel spielen, ist die Fußball-Bundesliga nur noch mit einem Duo vertreten.
Kingsley Coman vom FC Bayern München und Vieirinha vom VfL Wolfsburg sind die letzten von 65 Spielern aus deutschen Clubs, die am 10. Juni in das EURO-Turnier gestartet sind. Aber über ein bisschen mehr kann sich die Bundesliga dann doch noch freuen: Denn die Portugiesen Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund) und Renato Sanches (Bayern München) sind ja seit dem 1. Juli auch schon Angestellte deutscher Vereine.
Nichtsdestotrotz ist die Bilanz der deutschen Eliteliga nach dem Halbfinal-K.o. der deutschen Nationalmannschaft durch das 0:2 am Donnerstagabend in Marseille gegen Frankreich eher dürftig - jedenfalls im Vergleich zu den anderen Top-Ligen. Die reiche englische Premier League hat am Finaltag 13 Spieler dabei. Die französische Ligue 1 ist mit 10 Akteuren vertreten. Portugiesische Clubs stellen acht Spieler, Spaniens Primera Division fünf sowie Italiens Serie A und die türkische Süper Lig immerhin noch je drei.
Von 107 Toren in 50 Spielen haben in Deutschland beschäftigte Spieler gerade einmal magere neun Treffer erzielt: Jerome Boateng, Julian Draxler, Robert Lewandowski, Fabian Schär, Zoltan Stieber, Adam Szalai, Admir Mehmedi, Alessandro Schöpf, Jon Dadi Bödvarsson. Der Münchner Thomas Müller, der bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 jeweils fünfmal getroffen hatte, ging diesmal leer aus.
Offensichtlich wird die Bundesliga-Ladehemmung auch beim Blick auf die deutschen Torschützen. Nur sieben Tore schoss das DFB-Team bis zum Halbfinal-Aus, fünf davon markierten im Ausland spielende Profis: Zweimal Mario Gomez (Besiktas Istanbul) sowie je einmal Shkodran Mustafi (FC Valencia), Bastian Schweinsteiger (Manchester United) und Mesut Özil (FC Arsenal). Bei der EM 2012 hatte die deutsche Mannschaft bis zum Ausscheiden im Halbfinale zehnmal getroffen.
Und die Stars? Die sind in der Bundesliga ohnehin eher dünn gesät. Spieler vom Format eines Cristiano Ronaldo, Gareth Bale oder Antoine Griezmann sucht man vergeblich. Pierre-Emerick Aubameyang, Henrich Mchitarjan, Arjen Robben, Franck Ribery, Xabi Alonso - allesamt aus unterschiedlichen Gründen nicht dabei. Torschützenkönig Lewandowski schaffte es mit Polen ins Viertel-, DFB-Torhüter Manuel Neuer bis ins Halbfinale. Während die Schweiz mit Granit Xhaka immerhin bis ins Achtelfinale gelangte, reiste Österreich mit Top-Mann David Alaba sogar schon nach der Vorrunde ab.
Dennoch sieht die Zukunft nicht düster aus. Zumindest Jungstars werden die kommende Saison bereichern und können dann womöglich bei der WM 2018 in Russland oder bei der in 13 Ländern stattfindenden EM 2020 die prägenden Akteure werden. Neben den Portugiesen Guerreiro und Sanches kommen der Türke Emre Mor, der Franzose Ousmane Dembélé (beide Borussia Dortmund), der Schweizer Breel Embolo (FC Schalke 04) sowie durch den Aufstieg von RB Leipzig auch der Däne Yussuf Poulsen und Davie Selke in die Bundesliga.