Mit Demut und harter Arbeit: Trainer Didier Deschamps
Clairefontaine (dpa) - Didier Deschamps unterbricht zum x-ten Mal die Übung. Er gestikuliert, redet auf seine Spieler ein. Dann geht's weiter. Deschamps, früher einer der besten „Sechser“, verteilt den Ball.
Er ist kein Trainer, der nur zuschaut und beobachtet.
Deschamps, Weltmeister und Europameister-Kapitän der Équipe tricolore, greift ein - er agiert und reagiert. Der 47-Jährige leitet die französische Fußball-Nationalmannschaft.
„Wichtig ist, dass man, unabhängig von den individuellen Talenten, die zur Verfügung stehen, alle Bemühungen in die Mannschaft steckt“, formuliert Deschamps seine Maxime. Man müsse auch sicherstellen, dass sich alle wertvoll fühlen würden, egal, ob sie viel, wenig oder gar nicht spielen. „Das ist Teil der Aufgabe, die ich mit meinen Leuten habe.“
Seit vier Jahren erfüllt Deschamps seine Aufgabe nun als Frankreichs wichtigster Trainer. Er übernahm den Posten im Sommer 2012 von Laurent Blanc, seinem ehemaligen Kollegen in der Auswahl der Grande Nation. Blanc war mit der Mannschaft bei der EM in Polen und der Ukraine im Viertelfinale ausgeschieden, er ging danach als Coach zu Paris St. Germain. Deschamps, bis dahin Trainer von Olympique Marseille, wechselte auf den Chefposten der Nationalmannschaft. „Er markiert sein Revier“, schrieb damals „Le Monde“, nachdem Deschamps klare Regeln für die vor allem durch den Skandal bei der WM 2010 in Verruf gekommene Auswahl aufgestellt hatte. Und die Spieler folgten seinen Prinzipien: „Respekt, Demut und Freude“.
Die Profis wissen um seine Erfahrung und seine enormen Erfolge - als Spieler, aber auch als Trainer. Neben dem WM-Titel 1998 und dem EM-Triumph 2000 gewann der Spieler Deschamps mit Olympique Marseille (1993) und Juventus Turin (1996) die Champions League. Er holte mit Marseille - dort, wo die Franzosen ihr zweites Gruppenspiel am 15. Juni gegen Albanien bestreiten - 1990 und 1992 den Meistertitel, mit Juve gewann er 1995, 1997 und 1999 die italienische Meisterschaft. 562 Profispiele bestritt Deschamps, 21 Tore erzielte er dabei. In der Nationalmannschaft kam er 103 Mal zum Einsatz (4 Tore).
Bemerkenswerterweise zog es den Basken auch als Trainer dorthin zurück, wo er schon als Spieler prägend gewesen war. Nach dem Anfang beim AS Monaco (Ligapokalsieger 2003) wechselte er zu Juventus und stieg mit den damals zwangsabgestiegenen Turinern als Serie-B-Meister auf (2007). Dennoch verließ er den Club nach Unstimmigkeiten mit den Vereinsoberen und arbeitete zunächst als TV-Experte. Dann kehrte der in Bayonne geborene Deschamps als Coach nach Marseille zurück und wurde in seiner ersten Saison gleich Meister.
Sein Stil ist dabei immer gleich geblieben. „Ich komme aus einer einfachen Familie, die mich die Grundprinzipien des Lebens lehrte: Einfachheit, harte Arbeit, Ehrlichkeit“, beschrieb sich Deschamps einmal selbst. Und die Équipe tricolore führte er raus aus der Krise. Der WM-Auftritt 2014 in Brasilien war bereits vielversprechend. Erst gegen den späteren Weltmeister Deutschland war im Viertelfinale Schluss.
„Es war ein knappes Spiel, das wir durch ein Standardtor gewonnen haben. Frankreich war ein gleichwertiger Gegner und hat sich in den vergangenen zwei Jahren noch einmal entwickelt“, erinnert sich Joachim Löw in einem dpa-Interview.
Seit dem WM-Aus erzielten die Franzosen in 20 Testspielen 14 Siege, zweimal spielte die Mannschaft remis, viermal verlor sie. Im EM-Jahr gab es durchweg Siege. Für Deschamps' deutschen Trainerkollegen Löw steht fest: „Frankreich ist für mich einer der klaren Favoriten auf den Titelgewinn.“ Auch dank Deschamps.