„Nicht nur Catenaccio“: Italiens Abwehr als Rückgrat
Montpellier (dpa) - Catenaccio, konsequentes Verteidigen, defensives und destruktives Spiel - das gilt seit Jahrzehnten als eine der Stärken italienischer Fußball-Nationalmannschaften.
Und auch bei dieser Europameisterschaft gründet der Erfolg der Azzurri auf einer kompakten und perfekt eingespielten Defensive mit Kapitän Gianluigi Buffon, Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini. Doch das Spiel des Viertelfinal-Gegners der deutschen Nationalelf ist nicht nur destruktiv, sondern auch mutig offensiv und clever.
„Wir haben gezeigt, dass Italien nicht nur Catenaccio ist“, sagte Nationaltrainer Antonio Conte nach dem 2:0-Sieg im Achtelfinale gegen Spanien stolz. Italiens vor dem Turnier so unterschätzte EM-Auswahl funktioniert vor allem als Kollektiv. Spanien brachten die Azzurri mit einem aggressiven Pressing des gesamten Teams aus dem Konzept.
Das Fundament des italienischen Spiels ist aber die stabile und erfahrene Abwehr. „Wenn du Buffon, Bonucci, Barzagli und Chiellini hinten hast, dann ist das sehr positiv“, lobte Conte seine Defensive, mit der er schon bei Juventus Turin drei Meistertitel feierte.
Das soll nun auch gegen Weltmeister Deutschland das Erfolgsrezept der Azzurri sein. Die DFB-Auswahl überzeugte vor allem im Achtelfinale beim 3:0-Sieg gegen die Slowakei in der Offensive - doch Italiens erfahrene „BBBC“-Abwehr wird es Thomas Müller, Mario Gomez und Co. in der Partie am Samstag (21.00 Uhr/ARD) in Bordeaux deutlich schwerer machen.
„Sicherlich ist unsere Abwehr eine Stärke dieser Mannschaft“, sagte Chiellini. „Wir spielen seit vielen Jahren zusammen, wir machen nicht nur unseren Job gut, sondern geben auch der Mannschaft Sicherheit.“ Die vier Teamkollegen von Deutschlands Sami Khedira bei Juve sind perfekt aufeinander eingespielt. Mittelfeldspieler Daniele De Rossi urteilte: „Die drei sind gemeinsam mit Buffon, ohne zu übertreiben, die beste Abwehr der Welt. Die homogenste Abwehr, mit den komplementärsten Spielern.“
Der 38 Jahre alte Buffon ist Italiens Rekordnationalspieler, Kapitän, unumstrittener Anführer und Legende. Der Keeper hat bei dieser EM noch kein Gegentor hinnehmen müssen, den einzigen Treffer kassierte sein Ersatz Salvatore Sirigu. Barzagli (35), Bonucci (29) und Chiellini (31) verfügen über fast genauso viel Erfahrung. Sie sind zweikampfstark und gut im Stellungsspiel, glänzen aber auch als Torschütze, wie Chiellini gegen Spanien, oder Vorbereiter, wie Bonucci mit einem genialen Pass vor dem Tor zum 1:0 gegen Belgien.
Der Ex-Wolfsburger Barzagli hatte vor dem Spiel gegen die Spanier angekündigt, einen Sieg auch „hässlich, dreckig und aggressiv“ erobern zu wollen. Doch auf diese Tugenden musste die Squadra Azzurra gegen die Iberer gar nicht zu sehr zurückgreifen, da sie den Gegner mit mutigem Offensivspiel weit vom eigenen Tor fernhielt.
„Der italienische Fußball ist nicht nur Defensive, aber wenn die Mannschaft verteidigt, macht sie das besser als jede andere“, lobte der künftige Bayern-Trainer Carlo Ancelotti im „Corriere dello Sport“. Mittelfeldspieler Marco Parolo ergänzte: „Wir haben auch das hässliche, dreckige, aggressive Italien gesehen, aber unser Vorteil ist, dass wir beides können: spielen, aber auch kämpfen und leiden.“