Ramsey & Allen: Schattenmänner hinter Wales-Superstar Bale

Dinard (dpa) - Aaron Ramsey sieht zumindest aus wie ein Megastar. „So wie Justin Bieber“, hat Torwart Wayne Hennessey vor Wochen mal über den damals frisch blondierten Ramsey gesagt. Tatsächlich erinnert das wasserstoffblonde Haar des Fußballers an die kuriosen Frisuren des kanadischen Musikers.

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Doch während der Name Bieber wohl auf der gesamten Welt bekannt ist, wirft der Name Ramsey ein paar Fragen auf. Denn der 25-Jährige spielt bei der EM in Frankreich für die Nationalmannschaft von Wales. Und die wird meist auf ihren alle überragenden Spieler Gareth Bale reduziert.

„Ich denke, das ist gut für ihn, um ehrlich zu sein“, sagt Wales-Trainer Chris Coleman mit Blick auf Ramsey. „Er kann so gewissermaßen unter dem Radar spielen.“ Niemand profitiert davon mehr als Bale. Der Superstar von Real Madrid hat das Glück, was seinem Landsmann Ryan Giggs nie vergönnt war. Bale spielt in einer Generation mit talentierten Kickern wie Ramsey und Joe Allen, die fast gleich alt sind. Giggs war mit seinen technischen Fähigkeiten immer auf sich alleine gestellt.

„Gareth hat gute Spieler um sich herum, die in der Lage sind, ihm zu helfen“, sagt der der ehemalige Nationaltrainer Mark Hughes, der auch Giggs trainiert hatte. „So stellen sie sicher, dass Gareth die Wirkung aufs Spiel hat, die alle von ihm erwarten.“ Schon ein Blick auf die Vereine von Ramsey und Allen zeigt, dass beide nicht nur geradeaus laufen können: Ramsey spielt für den FC Arsenal, Allen gehört zu Jürgen Klopps Kader beim FC Liverpool.

„Ich kann Joe Allen nicht hoch genug loben“, sagt Bale über Allens bisherige Leistungen bei der EM. „Er macht die Drecksarbeit, die vielleicht nicht so wahrgenommen wird. Aber für uns ist er überlebenswichtig.“ Was auch für Ramsey gilt.

Beide agieren im Zentrum des Spiels von Trainer Coleman. Allen ist der Abfangjäger vor der Dreierkette, Ramsey die erste Station auf dem Weg nach vorne. Wird das Duo aus dem Spiel genommen, tritt auch Bale kaum in Erscheinung. Jüngst war das beim zähen 1:0-Achtelfinal-Erfolg der Waliser gegen die Nordiren zu beobachten. Wales hatte im Pariser Prinzenparkstadion sein bisher wohl schwächstes Spiel beim Turnier gezeigt.

„Wir waren nicht gut“, gab Coleman anschließend zu. „Aber das lag weniger an uns, sondern eher daran, dass die Nordiren es sehr gut gemacht haben.“ Allen, Bale und Ramsey waren lahmgelegt worden, was bei den Walisern dem Totalausfall ziemlich nahe kam. Ein Eigentor der Nordiren hatte letztlich das schwache Spiel entschieden.

Coleman ist sich sicher, dass seine Mannschaft im Viertelfinale am Freitag gegen Belgien wieder um einiges besser spielen wird. „Belgien ist der Favorit, wir sind die Underdogs“, betont der Coach, der sich auf die offensive Spielweise des Gegners freut. „Wenn gegnerische Teams offen spielen, können wir eine Menge Schaden anrichten.“

Das würde vor allem Ramseys Offensivdrang zugute kommen. „Er kann für uns Türen öffnen, die niemand sonst für uns öffnen könnte“, schwärmt Coleman. Es wird stark von den hochtalentierten Belgiern abhängen, ob sie Ramsey die Klinke in die Hand geben.