Online-Portal bringt Hinweise zu deutschen EM-Hooligans

Berlin (dpa) - Nach Krawallen bei der Fußball-EM in Frankreich ist das Bundeskriminalamt mit Hilfe eines neuen Online-Portals zahlreichen deutschen Hooligans auf der Spur.

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„Wir haben über 70 Hinweise bekommen auf dem Portal, mit dem Mehrfachen an Bildmaterial“, sagte BKA-Präsident Holger Münch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Wir haben ungefähr 15 sehr, sehr konkrete Hinweise, die wir jetzt mit der Staatsanwaltschaft erörtern, ob daraus auch (...) Ermittlungsverfahren erwachsen.“

Seit Ausschreitungen deutscher Hooligans vor dem ersten EM-Spiel der Nationalelf im französischen Lille sucht das BKA über ein Hinweisportal Bildaufnahmen von Augenzeugen. Dort können sie - auch anonym - Fotos oder Handy-Videos hochladen.

„Es muss klar sein, dass auch Straftaten im Ausland sehr schnell hier verfolgt werden in Deutschland“, sagte Münch. „Das ist ein Signal an die gewaltbereite Hooligan-Szene: Wir sind wachsam und wir ermitteln hier in Deutschland auch gleich parallel mit.“

Vor dem Spiel der DFB-Elf gegen die Ukraine (2:0) hatten rund 50 deutsche Hooligans mehrere gegnerische Fans in der Innenstadt von Lille angegriffen. Zwei Menschen wurden leicht verletzt. Münch sagte, das BKA habe das Hinweis-Portal vor der EM vorbereitet und sich vorab mit der Staatsanwaltschaft über das Prozedere abgestimmt. „Insofern konnten wir das recht schnell nach erstem Spiel der deutschen Mannschaft hochschalten.“

Am Abend (18.00 Uhr/ARD) trifft die deutsche Nationalmannschaft im dritten Vorrundenspiel in Paris auf Nordirland. Auf die Frage, ob er bei der Partie Krawalle befürchte, sagte Münch: „Ich befürchte sie nicht, aber wir sind natürlich vorbereitet.“ Das BKA sei in Frankreich mit szene-kundigen Beamten im Einsatz.

„Wir haben natürlich (...) alle Vorkehrungen getroffen, dass - sollte es zu Ausschreitungen kommen - wir auch schnell die Ermittlungen hier in Deutschland führen können.“ Das Online-Portal helfe dabei. Es bleibe auch für alle noch kommenden Spiele der EM in Frankreich freigeschaltet. Münch betonte aber, das Instrument könne auch bei anderen Anlässen eingesetzt werden.

„Die Hool-Szene ist schon sehr, sehr gewaltbereit“, sagte Münch. Von ihnen gehe ein großes Risiko aus, insbesondere bei internationalen Spielen wie nun in Frankreich. Auch das Anschlagsrisiko sei bei solchen Ereignissen erhöht. „Aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“