Platini äußerst zufrieden - Kritik an kroatischen Fans

Warschau (dpa) - Kurz vor dem Abschluss der Gruppenspiele hat UEFA-Präsident Michel Platini eine begeisterte Zwischenbilanz gezogen, die vereinzelten Krawalle und rassistischen Zwischenfälle aber scharf verurteilt.

„Ich bin sehr, sehr zufrieden. Ich freue mich, dass die Atmosphäre bislang zu 99 Prozent fantastisch war“, sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union in Warschau und beglückwünschte die umstrittenen Gastgeber der ersten Fußball-Europameisterschaft im ehemaligen Ostblock. „Polen und die Ukraine haben schon gewonnen“, sagte der Franzose.

Nach all den Problemen und Zweifeln der Vergangenheit an der Turniertauglichkeit hätten beide Länder „geliefert“, sagte Platini drei Tage vor seinem 57. Geburtstag. „Nicht alles ist perfekt, aber es ist schwer, es noch besser zu machen als es im Moment ist.“ Auf die Frage nach den beiden Teams, die sich am 1. Juli in Kiew im Endspiel gegenüberstehen, antwortete Platini: „Vor dem Turnier habe ich immer gesagt, Spanien und Deutschland. Ich bleibe dabei.“

Besonders erfreut zeigte sich der frühere französische Weltklasse-Spieler über die bislang ausgezeichneten Schiedsrichterleistungen und das sportliche Niveau der Spiele. „Wir hatten bislang kein 0:0, das sagt viel“, sagte Platini vor den beiden Partien in der Gruppe C zwischen Kroatien und Spanien in Danzig sowie Italien und Irland in Posen. Den Unparteiischen bescheinigte Platini „eine klare und einheitliche Linie“.

Über die rassistischen Zwischenfälle beim Training der Niederländer oder die Beleidigungen von Profis wie Italiens Mario Balotelli und Tschechiens Theodor Gebre Selassi sagte Platini: „Jede Form von Rassismus ist ein Problem. Der Nationalismus ist in einigen Ländern ausgeprägter als in anderen. Aber das ist eine Frage der Erziehung und ein Problem der Gesellschaft. Der Fußball ist ein Spiegel der Gesellschaft. Wir können uns nicht um das Verhalten von 50 000 Menschen im Stadion kümmern, wenn es einzelne gibt, die sich schlecht benehmen.“

Ungewohnt deutlich ging der Verbandspräsident mit einem Teil der kroatischen Fans in Gericht. „Darüber bin ich alles andere als glücklich“, sagte er. „Die Leute sind nett, bis auf einige kroatische Fans.“ Im vergangenen Jahr erst hatte er dem Land nach Fankrawallen mit dem Ausschluss aus internationalen Wettbewerben gedroht. Bei einem Besuch in Kroatien hatte Platini Staatspräsident Ivo Josipovic aufgefordert, das Hooligan-Problem anzugehen, um solch eine drastische Bestrafung zu vermeiden.

„Das ist eine sehr gute Mannschaft, sie spielen guten Fußball, aber unter den Fans gibt es leider einige Idioten und dumme Menschen“, sagte Platini. „Wenn es ein anderes Land wäre, das noch nie mit solchen Fans zu tun hätte, wäre es etwas anderes. Aber die kennen doch das Problem und wissen um die Situation“, kritisierte Platini.

Doch bei der EM hat die UEFA schon zum zweiten Mal ein Disziplinarverfahren gegen den kroatischen Verband eingeleitet. Beim 1:1 im Gruppenspiel zwischen Italien und Kroatien am Donnerstag in Posen hatten kroatische Fans rassistische Gesänge angestimmt und rassistische Symbole gezeigt. Der Disziplinar- und Kontrollausschuss entscheidet am Dienstag über die Strafe.

Vor der entscheidenden Vorrundenpartie gegen Spanien in Danzig hatten Nationaltrainer Slaven Bilic und der Verband die Zwischenfälle verurteilt und an die UEFA appelliert, das Team nicht für die Taten von „Hooligans“ zu bestrafen, „die von allen Sportveranstaltungen ausgesperrt werden sollten“.