Platini-Idee: EM 2020 in mehreren Ländern
Kiew (dpa) - UEFA-Präsident Michel Platini hat die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine als „fantastische EM“ gelobt und für das Turnier in acht Jahren mit einer revolutionären Idee überrascht.
Anstatt in einem Land oder zwei Gastgebernationen zu spielen, schlug der Chef der Europäischen Fußball-Union ein Turnier in mehreren Staaten Europas vor. „Ich könnte mir die EURO 2020 in ganz Europa vorstellen. Man könnte in 12 oder 13 Städten in ganz Europa spielen“, sagte Platini in Kiew.
Das UEFA-Exekutivkomitee werde darüber diskutieren und spätestens im Januar 2013 eine Entscheidung treffen. „Es ist nur eine Idee, wir werden eine offene Diskussion führen. Mir gefällt dieser Gedanke“, betonte der 57 Jahre alte Franzose am Tag vor dem EM-Finale zwischen Spanien und Italien im Olympiastadion der ukrainischen Hauptstadt.
„Die beiden Mannschaften im Finale haben insgesamt den besten Fußball gespielt“, sagte Platini. „Das große Überraschungsteam war Italien“, betonte der frühere Profi von Juventus Turin. Zum Abschluss der ersten Europameisterschaft im früheren Ostblock lobte Platini die beiden Gastgeber und räumte ein Gefühl der Erleichterung ein.
„Es lastete großer Druck auf meinen Schultern. Heute bin ich etwas entspannter und ruhiger“, sagte der frühere Weltklasse-Profi. „Dieses Turnier wird in Erinnerung bleiben. Polen und die Ukraine können stolz sein. Noch nie hat eine Europameisterschaft ein solch wichtiges Erbe hinterlassen.“ Platini hob die „einzigartige Atmosphäre“ während der drei Turnierwochen hervor.
„Wir haben Spiele gesehen voller Klasse und Respekt“, sagte der Europameister von 1984 und betonte: „Die Menschen in beiden Ländern haben großen Enthusiasmus bei der Organisation gezeigt.“
Das UEFA-Exekutivkomitee beschloss bei seiner Sitzung in der ukrainischen Hauptstadt, dass die Fans des irischen Nationalteams einen Sonderpreis für ihr Auftreten während der EM erhalten. „Herr Platini wird nach Irland reisen und den Fans einen Special Award überreichen“, sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino. Über die genaue Art der Auszeichnung machte die UEFA zunächst keine Angaben.
Trotz des schweren Fehlers des ungarischen Torrichters im letzten Gruppenspiel zwischen der Ukraine und England (0:1) verteidigte Platini erneut vehement das Experiment mit den zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten. „Ich bin gegen Technik im Fußball. Wo hören wir auf? Haben wir dann auch bald technische Hilfsmittel, um Abseits zu erkennen oder um zu sehen, ob der Ball im Toraus war?“, fragte der engagierte Verbandschef.
Die UEFA-Exekutive forderte den Weltverband FIFA und die Regelhüter des IFAB zu einer weiteren Diskussion über die mögliche Einführung von technischen Hilfsmitteln wie Torkamera oder Chip im Ball auf, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Das IFAB will eigentlich am kommenden Donnerstag einen Beschluss fassen.