Polens Sportministerin für Veränderungen im Verband

Warschau (dpa) - Die polnische Sportministerin Joanna Mucha hat sich nach dem frühen EM-Ausscheiden von Co-Gastgeber Polen für deutliche Veränderungen im nationalen Fußballverband PZPN ausgesprochen.

„Vor einiger Zeit hat (Präsident Grzegorz) Lato gesagt, er werde zurücktreten, wenn die polnische Mannschaft in der Gruppenphase ausscheidet. Ich nehme ihn beim Wort“, sagte Mucha am Montag in Warschau. Sie warf dem Verband vor, der Nationalmannschaft nicht die optimalen Voraussetzungen geschaffen zu haben.

Mehrere Parteien des Parlaments sprachen sich dafür aus, sofort oder nach dem Ende des Turniers einen Kurator an die Spitze des PZPN zu stellen. Der Verband sei nicht nur verantwortlich für die „tragischen sportlichen Ergebnisse“ der vergangenen Jahre, sondern auch verschuldet und in Korruptionsaffären verstrickt, begründete Patryk Jaki von der nationalkonservativen Partei „Solidarisches Polen“ die Forderung nach einer Entmachtung der Verbandsspitze. Der nationalkonservative Oppositionsführer wolle einen Plan vorstellen, um „die Lage im polnischen Fußball in Ordnung zu bringen“, kündigte ein Fraktionssprecher an.

Ein Vertreter der Linkspartei „Ruch Palikota“ sprach sich im Gespräch mit der polnischen Nachrichtenagentur PAP sogar für die Auflösung des PZPN aus. Vorsichtiger äußerte sich der Parteivize der regierenden Bürgerplattform, Grzegorz Schetyna. Er erinnerte daran, dass der Fußballverband eine unabhängige Einrichtung sei.

Bereits vor Monaten hatte Mucha eine Kontrolle des PZPN angeordnet, um nach Korruptionsvorwürfen die Finanzen des Verbands zu prüfen. Am Montag warf Mucha dem PZPN schlechtes Management vor. „Große Veränderungen sind notwendig, und ich hoffe, dass es dazu kommt“, sagte die Ministerin.

Die Amtszeit der derzeitigen PZPN-Spitze endet im Oktober. Lato ist innerhalb des Verbandes umstritten. Versuche von Kritikern, bei der letzten Vollversammlung über seine Ablösung abstimmen zu lassen, scheiterten jedoch. Mehrere Korruptionsaffären und -ermittlungen haben den Verband auch bei den Fans in Misskredit gebracht.