Russland beklagt unzureichende Sicherheit - England besorgt
Moskau (dpa) - Nach den schweren Ausschreitungen beim EM-Spiel zwischen England und Russland (1:1) in Marseille hat Russlands Sportminister Witali Mutko unzureichende Sicherheitsmaßnahmen beklagt.
„Man muss solche Spiele gut organisieren und die Fans (im Stadion) trennen“, sagte er Moskauer Medien zufolge. So habe es etwa keine Fangnetze zum Schutz vor Feuerwerkskörpern gegeben. Er rechne mit einer Geldstrafe der Europäischen Fußball-Union UEFA, sagte Mutko, der auch Chef des russischen Fußballverbands RFS ist. „Wenn wir die Täter identifizieren, werden wir sie bestrafen“, kündigte er an.
Der Verbandsfunktionär Wjatscheslaw Koloskow sagte, er rechne nach den Krawallen nicht mit einem Punktabzug für Russland. „Das Maximum ist wohl eine kräftige Geldstrafe“, meinte er in Moskau. Auch Koloskow kritisierte unzureichende Sicherheitsmaßnahmen in Marseille. „Heute bringt man Feuerwerkskörper ins Stadion, morgen vielleicht eine Bombe“, sagte der RFS-Ehrenvorsitzende.
Dem russischen Generalkonsulat in Marseille zufolge wurde mindestens ein Russe bei den Krawallen festgenommen. Dem Mann drohe eine Haftstrafe wegen Körperverletzung, sagte ein Behördensprecher der Agentur Tass. Unter den Schwerverletzten sei nach vorläufigen Angaben kein Russe.
Der englische Verband FA reagiert auf die Androhung eines möglichen Ausschlusses von der EM mit „allergrößter Ernsthaftigkeit“. „Wir verstehen die möglichen Folgen der Aktionen unserer Fans und akzeptieren komplett, dass wir jede Anstrengung unternehmen müssen, dass sie sich verantwortlich und respektvoll verhalten“, schrieb FA-Generalsekretär Martin Glenn am Sonntag. „Gewalt, wie wir sie am Wochenende in Marseille erlebt haben, hat keinen Platz im Fußball oder der ganzen Gesellschaft.“ Das UEFA-Exekutivkomitee droht, England und Russland bei weiteren Ausschreitungen ihrer Anhänger auszuschließen.
Zuvor hatte Glenn erklärt, auch „organisierte russische Gangs“ seien für die Krawalle verantwortlich. „Es war schockierend. Ich habe solche Szenen in einen Fußballstadion seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen“, erklärte er. „Wir waren besorgt, weil wir wussten, dass englische Fans sich Tickets von der russischen Internetseite besorgt hatten, aber die Trennung im Stadion war deutlich nicht stark genug, um die schrecklichen Szenen zu verhindern.“
Es habe ein „antisoziales Verhalten“ von Fans in der Stadt gegeben, die der ausgelasteten französischen Polizei Sorgen bereitet hätten. „Leider kam noch ein Niveau an Kriminalität von anderen hinzu, darunter organisierte russische Gangs und Einheimische, die die Szenerie wirklich geändert haben“, betonte Glenn.