Schweiz jubelt über historischen Sieg
Basel (dpa) - Selbst die als äußerst nüchtern geltende Neue Zürcher Zeitung konnte ihre Freude nicht verhehlen. „Schweiz demütigt den EM-Titelanwärter“, titelte das Blatt auf seiner Online-Seite.
Wie einst am 5. April 1908 ebenfalls in Basel beim ersten Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft feierte die Schweiz einen 5:3-Sieg über den großen Nachbarn. „Es ist immer schön, wenn man als kleine Schweiz gegen Deutschland ein solches Resultat landen kann“, stellte der Schweizer Schlussmann Diego Benaglio vom VfL Wolfsburg voller Freude und Stolz fest.
Zum Helden der Eidgenossen avancierte an einem denkwürdigen Abend im St. Jakob Park jedoch ein anderer Bundesliga-Legionär: Eren Derdiyok. Binnen 120 Sekunden ein Doppelpack (21. und 23. Minute), und kurz nach der Pause Treffer Nummer drei für den künftigen Stürmer von 1899 Hoffenheim. „Das ist wirklich ein besonderer Tag“, sagte er nach dem „Befreiungsschlag“ freudestrahlend in die Kameras.
Bis dahin hatte der Noch-Leverkusener Derdiyok in 38 Einsätzen im Auswahldress gerade mal vier Tore erzielt. Immerhin hatte er auch bei Bayer seine Torgefährlichkeit schon mal mehr als nur angedeutet: Beim 3:3 im November in Berlin gegen Hertha BSC gingen alle drei Gäste-Treffer auf Derdiyoks Konto.
In Basel trug er vor 27 300 Zuschauern zu einem historischen Sieg seines Landes bei. „Heute hat alles gepasst“, meinte Derdiyok. Es war der erste Erfolg über Deutschland seit 56 Jahren. Und für die „Basler Zeitung“ stand prompt fest: „Schweiz stürzt Deutschland in EM-Depression.“
Die Alpenrepublik selbst wird die EM nur als Zuschauer verfolgen. Ottmar Hitzfeld hatte mit seiner Mannschaft die Qualifikation verpasst. Ein Umbruch ist längst im Gange, zumal die Stürmerstars Alex Frei und Marco Streller vergangenes Jahr ihren Rücktritt aus der Nati erklärt hatten. Knapp vier Monate vor dem ersten WM-Qualifikationsspiel am 7. September in Slowenien kam der Prestigesieg also gerade zur rechten Zeit.
„Ich war überrascht, wie gut wir den Ball zirkulieren lassen konnten“, gab Hitzfeld zu. Auch er geriet regelrecht ins Schwärmen. „Es war eine sensationelle Leistung meiner Spieler.“ Er habe nicht damit gerechnet, „dass wir nach den Toren für Deutschland so eiskalt zurückschlagen würden“.
Gleichwohl vergaß niemand, dass die deutsche Mannschaft mitten in der EM-Vorbereitung steckt und auf ihre acht Bayern-Profis noch verzichtete. „Das relativiert den Erfolg der Schweizer, aber es schmälert ihn nicht“, schrieb die NZZ. „Für mich ist Deutschland neben Spanien noch immer Favorit auf den EM-Titel“, betonte Abwehr-Schreck Derdiyok.