Mesut Özil Sehnsucht nach der Gala
Evian. Mesut Özil fühlt sich in die Enge getrieben. „Was die Zeitungen schreiben, interessiert mich nicht“, blafft der Regisseur des FC Arsenal in der Mixed Zone nach dem Auftaktspiel des Weltmeisters bei der Europameisterschaft in Frankreich gegen die Ukraine.
Die ganze Welt lobt diesen einmaligen Spieler, seit 2009 spielt Özil in der Nationalmannschaft. Man erinnert sich an den einen oder anderen wirklich genialen Moment, aber dass der 27 Jahre alte Profi einmal ein Spiel des Weltmeister wirklich bestimmt hätte, daran erinnert sich keiner.
Beim Weltmeister ist es inzwischen so, dass ihm Toni Kroos von Real Madrid die Spielgestaltung weitgehend abgenommen hat. Was nichts daran ändert, dass Özil bei Joachim Löw die Nummer eins bleibt. Kaum einem Spieler vertraut der Bundestrainer mehr als Özil, der auf den Straßen von Gelsenkirchen das Fußballspielen erlernte. Und deshalb sagt Özil auch bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit: „Was für mich zählt, ist das Vertrauen des Trainers, alles andere ist uninteressant. Der Bundestrainer vertraut mir, und ich will dieses Vertrauen in jedem Spiel rechtfertigen.“
Arsene Wenger, Özils Teammanager beim FC Arsenal, ist sicher keiner, dem man vorwerfen könnte, keine Ahnung vom Fußball zu haben. Dieser Wenger hält Özil „für einen der besten, wenn nicht den besten Spieler der Premier League“. In der Nationalmannschaft spielt er mit der Rückennummer acht, er sieht sich aber auf der Position zehn. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien musste er immer einmal wieder auf die Flügel ausweichen, das behagte ihm gar nicht. Längst spielt er zentral.
Thomas Schneider, ehemaliger Trainer des VfB Stuttgart und aktuell Assistent von Löw, attestiert Mesut Özil in Frankreich „eine absolut überragende Form“. Wenn Julian Draxler von Özil spricht, sagt er: „Ich bin ein Riesen-Fan von Mesut Özil, er verkörpert auf dem Spielfeld all das, was den Fußball attraktiv macht.“
Die Euro ist sein viertes Turnier. 20 Spiele hat die Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine 2012, bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien und zum Auftakt der Europameisterschaft 2016 in Frankreich gemacht. Und nur einer ist in jedem Spiel dabei gewesen: Mesut Özil. Eine höhere Wertschätzung kann es nicht geben.
„Wir müssen das Ding gewinnen, alles andere wäre für uns eine Enttäuschung. Wir fahren nach Frankreich, um Europameister zu werden“, hat Özil vor dem Turnier in Frankreich gesagt. Im Auftaktspiel in Lille wurden auf der Pressetribüne schon wieder die schlechteren Noten verteilt, da flankte Mesut Özil in der Nachspielzeit dermaßen genial auf den eingewechselten Bastian Schweinsteiger, dass der gar nicht anders konnte, als den Ball zum 2:0 zu verwandeln. Und alles war mit diesem Moment wieder anders. Der eine geniale Moment, der erneut für Özil sprach.
Aus dem Moment sollte endlich einmal eine Gala werden. Vielleicht funktioniert es gegen die polnische Mannschaft in Saint-Denis. (GEA)