Spionage? - England verzichtet auf Training im Stadion
Chantilly (dpa) - Angst vor Spionen oder wissenschaftliche Überlegungen? Englands Fußball-Nationalteam verzichtet am Tag vor den Spielen bei der EM in Frankreich auf das übliche Training im Stadion.
Stattdessen fand beispielsweise die Abschlusseinheit am Freitagmorgen im eigenen EM-Quartier in Chantilly statt. Im Stadion von Marseille, wo am Samstag die Auftaktpartie gegen Russland steigt, machte das Team von Trainer Roy Hodgson dann am Abend nur noch für wenige Minuten in Trainingsanzügen einen Spaziergang über den Rasen.
Englische Medien berichteten übereinstimmend, Hodgson habe sich aus Sorge vor möglicher Spionage zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschieden. Der Coach und sein Stab seien davon überzeugt, dass Italien vor dem 2:1 im WM-Gruppenspiel vor zwei Jahren in Brasilien beim Abschlusstraining das englische Vorgehen bei Standardsituationen und die taktische Ausrichtung ausgekundschaftet hatte. In den ersten 15 Minuten sind Medien für das letzte Training zugelassen, danach sollen es die Italiener geschafft haben, auf der Tribüne zu bleiben.
Der englische Verband wies die Berichte über eine Spionageangst zurück. Das Training im eigenen Quartier habe „sportmedizinische Gründe“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Der Tag vor einem Spiel solle nach dem Ablauf „trainieren, essen, reisen“ organisiert werden.
Torhüter Joe Hart hat kein Problem damit, dass er sich nicht auf das Flutlicht im Stade Vélodrome einstellen kann. „Wir haben einen schönen Trainingsplatz in unserem Camp. So können wir reisen, uns ausruhen und besser auf das Spiel vorbereiten“, sagte der Keeper.