Starkes Hummels-Comeback - „Mats war hervorragend“

Saint-Denis (dpa) - Die Null steht: Wie zuletzt beim EM-Triumph vor 20 Jahren bleibt die deutsche Auswahl in ihren ersten zwei Turnierspielen ohne Gegentor. Mats Hummels ist beim Comeback gleich wieder eine Stütze.

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„Ich bin sehr froh, dass ich spielen durfte. In den letzten Minuten hat ein bisschen die Kraft gefehlt, auch ein bisschen der Rhythmus“, sagte der glückliche Hummels. 26 Tage nach seinem Muskelfaserriss in der Wade legte er ohne Spielpraxis einen beachtlichen Auftritt hin.

„Mats hat sein erstes Spiel gemacht nach der Verletzung. Das war schon hervorragend. Beide Innenverteidiger haben schon sehr gut verteidigt“, lobte Bundestrainer Joachim Löw. Gemeinsam mit Jérôme Boateng bildete Hummels nach anfänglichen Schwierigkeiten eine Abwehrzentrale mit Zweikampfstärke, Umsicht, gutem Stellungsspiel und zumindest guten Ansätzen im Spielaufbau.

Dank der stabilen Defensive blieb der Weltmeister in Paris beim 0:0 gegen Polen ohne Gegentreffer, wenngleich Hummels das nicht nur an der eigenen Stärke festmachen wollte. „In der zweiten Halbzeit hatten wir schon einen Haufen Glück“, schilderte der 27-Jährige mit Blick auf einige Zittermomente.

Die meisten polnischen Vorstöße von Robert Lewandowski & Co. wurden aber vor dem Torabschluss unterbunden. Welttorhüter Manuel Neuer wurde nicht einmal ernsthaft geprüft. Wie zuletzt vor 20 Jahren beim EM-Triumph in England, das heißt, wie zuletzt bei fünf Welt- und vier Europameisterschaften nicht mehr, blieb das deutsche Team in seinen ersten zwei Turnierspielen wieder ohne Gegentor.

„Wir haben gut gestanden, aber auch dadurch, dass die Mannschaft gut gegen den Ball gearbeitet hat“, lobte Boateng neben seiner Kritik an der Offensivleistung zugleich die Arbeit der Angriffskräfte gegen den Ball. Und ganz besonders lobte er seinen künftigen Bayern-Partner. „Es ist normal, dass man bei einer Europameisterschaft ein bisschen braucht, um reinzukommen, wenn man länger verletzt war. Aber Mats hat sehr gut gespielt.“ Die Wade hielt, Hummels ist bereit für mehr. „Er hat einen guten Job gemacht, hat sich gut integriert und gibt mit Jérôme ein klasse Innenverteidigerduo ab“, sagte Torwart Neuer.

Die defensive Basis für den EM-Erfolg stimmt also. Darüber waren sich alle im Team einig. „Natürlich denken wir defensiv. Das ist auch wichtig, um Ergebnisse einzufahren“, erklärte der nach vorne glücklose, aber nach hinten eifrige Angreifer Thomas Müller.

Allerdings hätte sich Löw neben der Stabilität auch deutlich mehr Offensiv-Impulse aus seiner Defensivreihe gegen tiefstehende Polen gewünscht. Vor allem über die rechte Seite kam zu wenig. Benedikt Höwedes hat seine Stärken allein in der Rückwärtsbewegung. Jonas Hector betrieb links mehr Aufwand nach vorne. Gefahr entfachte der Kölner aber auch nicht. „Flanken sind nie ein schlechtes Mittel, wenn sie gut kommen und wenn sie den Kopf treffen“, meinte Höwedes.

Die Zahl dieser Versuche von außen war zu gering, die meisten Hereingaben segelten unpräzise in den Strafraum. „Wir haben es nicht geschafft, das Spiel zu kontrollieren, was eigentlich unsere Stärke ist“, haderte Hummels: „Aber gut verteidigen ist auch einfacher als gut angreifen.“

Als Alternative für die Außenverteidigerposition hat Löw keinen Spezialisten im Aufgebot. Mit einer Dreierkette, wie sie etwa beim 4:1 im Freundschaftsspiel im März gegen Italien funktionierte, ließ der Bundestrainer bei einem Turnier noch nicht operieren. Trotzdem muss der 56-Jährige Alternativen zumindest in Betracht ziehen.