Trotz EM-Fehlers: UEFA gegen technische Hilfsmittel
Kiew (dpa) - Die UEFA hält trotz des schweren Fehlers eines Torrichters während der EM-Vorrunde an ihrem Nein zu technischen Hilfsmitteln im Fußball fest.
Das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union fordert sogar die Verschiebung einer eigentlich für kommende Woche geplanten endgültigen Entscheidung durch den Weltverband FIFA.
„Ich bin gegen Technik im Fußball. Wo hören wir auf? Haben wir dann auch bald technische Hilfsmittel, um Abseits zu erkennen oder um zu sehen, ob der Ball im Toraus war?“, sagte UEFA-Präsident Michel Platini in Kiew. Einen Tag vor dem EM-Endspiel zwischen Spanien und Italien verteidigte der Verbandschef erneut vehement seine seit Wochen vorgetragene Linie, wonach das Experiment mit den zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten fortgeführt werden solle.
„Nach über 1000 Partien, darunter 290 in der Champions League, 615 in der Europa League und 30 bei der EURO 2012, kann abgesehen von einem Fehlentscheid bei der EURO-Endrunde ein äußerst positives Fazit gezogen werden“, hieß es in einer Pressemitteilung der UEFA.
Im Gruppenspiel zwischen England und der Ukraine hatte der ungarische Schiedsrichter Viktor Kassai ein klares Tor von Marko Devic nicht anerkannt. Sein Torrichter Istvan Vad hatte nicht gesehen, dass der Ball die Linie schon überschritten hatte, bevor ihn John Terry wegschoss. Die Torklau-Affäre hatte die Dauerdebatte um den Einsatz von Torlinien-Technologien erneut befeuert.
Am 5. Juli will das International Football Association Board (IFAB) bei einer Sitzung am FIFA-Stammsitz in Zürich eine Entscheidung treffen. FIFA-Präsident Joseph Blatter ist mittlerweile ein Befürworter von technischen Hilfsmitteln wie dem Chip im Ball oder der Torkamera. Das UEFA-Exekutivkomitee forderte nun allerdings vor einer endgültigen Entscheidung eine weitere umfassende Debatte.
Die wichtigsten Entscheidungen der UEFA-Exekutive im Überblick:
- Bewerbungen für die EM 2020 sind bis September 2013 bei der UEFA einzureichen. Diskutiert wird auch über ein Modell, die EURO 2020 in mehreren Ländern Europas durchzuführen. Eine Grundsatzentscheidung darüber will die Exekutive im Januar 2013 fällen. Die Bekanntgabe des Ausrichters bzw. der Ausrichter soll im Mai 2014 erfolgen.
- Die Exekutive sprach sich einstimmig für das Modell mit den zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten aus und forderte FIFA und die Regelhüter des IFAB zu einer weiteren Diskussion über die mögliche Einführung von technischen Hilfsmitteln wie Torkamera oder Chip im Ball auf, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Das IFAB und die FIFA wollen eigentlich am 5. Juli einen Beschluss fassen.
- Der Supercup zwischen dem Champions-League-Sieger und dem Europa-League-Gewinner findet 2014 in Cardiff und 2015 in Tiflis statt. Vorbehaltlich der Annahme des neuen internationalen Spielkalenders (ab 2014) durch den Fußball-Weltverband FIFA wird der Wettbewerb künftig Mitte August durchgeführt.
- Etwa 580 Vereine bekommen Anteile an den 100 Millionen Euro, die die UEFA für die Abstellung von Spielern für die EM-Qualifikation und die Endrunde ausschüttet. Dabei gehen 40 Millionen Euro an Clubs, deren Akteure in der Qualifikation dabei waren und 60 Millionen Euro an Vereine, die Spieler für die Endrunde abgestellt haben.
- Die Mitglieder der neuen UEFA-Finanzkontrollkammer für Clubs (FKKK) wurden ernannt. Das neue Gremium zur Überwachung der Regeln des „Financial Fair Play“ setzt sich aus einer Untersuchungskammer für die Ermittlungsphase und einer rechtsprechenden Kammer für die Urteilsphase des Verfahrens zusammen. Chefermittler wird der ehemalige belgische Premierminister Jean-Luc Dehaene.
- Die Fans des irischen Nationalteams erhalten einen Sonderpreis für ihr Auftreten während der EM. Dafür werde UEFA-Präsident Michel Platini nach Irland reisen und den Fans einen Special Award überreichen, sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino. Über die genaue Art der Auszeichnung machte die UEFA zunächst keine Angaben.