Warum wir Poldi lieben
Die rheinische Frohnatur steht vor seinem 100. Länderspiel. So jung hat noch niemand diese Marke erreicht.
Danzig. Über Manuel Neuer staunen wir, Bastian Schweinsteiger schätzen wir, Mesut Özil bewundern wir, Mario Gomez — da wissen wir nicht so recht. Aber Lukas Podolski (27) lieben wir. Warum eigentlich?
Antworten auf eine dringende Frage, denn am Sonntag (20.45 Uhr/ARD) bestreitet Poldi sein 100. Länderspiel.
Podolski verstellt sich nicht. Grinsend betrat er am Freitag die Bühne im DFB-Medienzelt, foppte Pressesprecher Harald Stenger und verbreitete gute Laune. Über sein bevorstehendes Dienstjubiläum äußerte er sich knapp und ohne Pathos.
„100 Länderspiele, das ist ein Traum, das ist Wahnsinn. Da ist Stolz dabei. Aber ich jage keiner Statistik hinterher.“ Typisch auch: Er ist der einzige Nationalspieler, der den Bundestrainer duzt.
„Wenn die Nationalmannschaft ein Klub wäre, dann wäre sie bestimmt so wie der Eff-Zeh“. Aus der Hüfte kommt der Kracher, der alle im Pressesaal lachen lässt. Schlagfertig ist er und er kann so herrlich spitzbübisch lachen. „Ich kaufe immer bei Edeka“, sagte er, als der Sponsor Rewe vorgestellt wurde.
Weil er den Fußball liebt und man ihm das ansieht. Podolski nennt sich selbst einen Straßen- und Instinktfußballer: „Ich spiele aus Spaß und nicht für Geld.“ Auch nicht für den Ruhm der Statistik, wie er betont: „Ich freue mich, dass ich die 100 Länderspiele voll kriege.
Aber wenn mit dem Fußball Schluss ist, gibt es tausend Dinge die mir wichtiger sind.“ Mehr sagt er nicht auf die Frage, ob er irgendwann Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (150 Einsätze) ablösen werde. Als der Mitglied im Hunderter-Klub wurde, war er schon 32. Podolski ist gerade 27 geworden.
„Die zwei Tore 2008 im EM-Spiel gegen Polen — das war einer der schönste Momente in der Nationalmannschaft“, erzählt Podolski. In Klagenfurt traf er zwei Mal gegen die Mannschaft seines Heimatlandes.
Er jubelte nicht, tauschte hinterher das Trikot und ging im polnischen Dress zu seinen polnischen Freunden auf der Tribüne. Jetzt drückt er dem Team von Francisek Smuda die Daumen: „Ich wünsche mir, dass sie ins Viertelfinale kommen.“
„Ich habe mich hier von Anfang an sauwohl gefühlt“, sagt Podolski. Mit 19 Jahren debütierte er im DFB-Team — bei der 0:2-Niederlage in Kaiserslautern gegen Ungarn am 6. Juni 2004. Jünger waren bei ihrem Einstand nur Uwe Seeler und Olaf Thon. Bei der EM-Endrunde 2004 in Portugal war er — wie Bastian Schweinsteiger — als Reservist dabei.
Gute Technik und Spielwitz, Schnelligkeit und Entschlusskraft hat er sich auf den Bolzplätzen rund um Köln angeeignet, er kann dribbeln und schießen, ist im Abschluss eiskalt. Das war schon immer so.
Doch auf der linken Außenbahn hat er sich entwickelt, seine Defensivleistung ist besser als vor wenigen Jahren. Er hat noch was vor und weiß genau: „Der Titel wäre die Krönung.“ Aber noch wichtiger sei ihm, sagt er, dass er in Erinnerung bleibt: „Die Fans sollen später sagen: Der Poldi war ein super Typ!“