Welche Krise? Hodgson peilt mit „Three Lions“ Titel an
<table>Verband:The Football Association Ltd. (The FA)Sitz:LondonVerbandsgründung:1863FIFA-Mitglied:seit 1905UEFA-Mitglied:seit 1954Web-Adresse:www.thefa.comTrainer:Roy HodgsonEM-Endrunden:8EM 2008:nicht qualifiziertGrößter EM-Erfolg:Halbfinale 1996Roy Hodgson liebt die Bücher von John Updike, Milan Kundera und Hermann Hesse.
„Ich habe Werke von fast allen Nobelpreis-Gewinnern gelesen“, erzählte Englands Nummer 13 als Fußball-Nationaltrainer einmal stolz. Er lauscht außerdem gerne in stillen Momenten George Bizets Oper „Die Perlenfischer“.
Und ausgerechnet so ein Feingeist soll die „Three Lions“ für die EM in Polen und der Ukraine auf Kurs bringen? Ja, er soll! Aber vor dem 64-Jährigen türmen sich die Probleme regelrecht auf.
Die erste Baustelle stellt Hodgson selbst dar. Viele Fans des Weltmeisters von 1966 sehnten sich nach dem hemdsärmeligen Harry Redknapp, genannt „Harry Houdini“, von Tottenham Hotspur als neuem Coach, der vor kurzem mit der Aussage überraschte, nicht schreiben zu können. Stattdessen entschied sich der Verband FA für Schöngeist Hodgson. Der ist zwar Engländer und hat reichlich Erfahrung als Nationalcoach (Schweiz, Vereinigte Arabische Emirate, Finnland) - die Anerkennung vieler Fans muss er sich aber erst noch erarbeiten.
Wie Hodgson, der rund ein Dutzend Sprachen spricht, das zerstrittene Team wieder zusammenschweißen will, ist ein weiteres Rätsel. Auf Wayne Rooney von Manchester United wird der Nachfolger des knorrigen Italieners Fabio Capello jedenfalls vorerst verzichten müssen. Der Stürmerstar ist in den ersten beiden Spielen gegen Frankreich und Schweden noch gesperrt. Dann könnte das Turnier für die stolzen Engländer jedoch bereits gelaufen sein.
Knackiges Selbstbewusstsein lebt Hodgson aber vor. „Ich denke, dass auch die Spieler sehr enttäuscht wären, wenn wir weniger als den Turniersieg anpeilen würden“, sagte er forsch.
Als wenig förderlich für das Binnenklima erweist sich auch der Auslöser des überraschenden Rücktritts von Capello: der Rassismus-Skandal um John Terry (FC Chelsea). Der soll den dunkelhäutigen Anton Ferndinand beleidigt haben, den Bruder von Terrys Partner in der Innenverteidigung Rio Ferdinand - Terry bestreitet dies.
Der englische Verband FA setzte Terry jedoch als Kapitän ohne Capellos Wissen ab - dieser schmiss daraufhin die Brocken hin. Als Interimskapitän unter Interimscoach Stuart Pearce trug zuletzt Scott Parker (Tottenham Hotspur) die Binde.
Immerhin ist die T-Frage bei den „Three Lions“ geklärt. Youngster Joe Hart von Manchester City spielt eine starke Saison. Er könnte für England als erster Keeper seit langem ein Turnier ohne peinliche Aussetzer im Kasten bieten. Sogar ManUniteds Trainer Sir Alex Ferguson meinte lobhudelnd: „Er ist wohl der beste englische Torhüter der vergangenen 20 Jahre.“