Löw-Appell an die Fans Emotionales Norwegen-Spiel für „Stuttgart-Connection“
Stuttgart (dpa) - Die WM-Teilnahme ist ganz nah. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft könnte schon am Abend (20.45 Uhr) in Stuttgart gegen Norwegen die Qualifikation für die Endrunde 2018 in Russland auch rechnerisch perfekt machen.
Dafür müssten zwei Dinge eintreten: Das DFB-Team (21 Punkte) feiert in Gruppe C im achten Spiel den achten Sieg - und zeitgleich gewinnt Nordirland (16) sein Heimspiel gegen Tschechien nicht. Dann stünde Titelverteidiger Deutschland bereits vor den abschließenden Partien im Oktober in Nordirland und gegen Aserbaidschan als Gruppensieger fest.
Nach dem glücklichen 2:1 am Freitag in Tschechien wollen die deutschen Spieler wieder dominanter und souveräner auftreten. „Wir brauchen viel mehr Kontrolle über das Spiel“, sagte der in Prag nicht nur wegen seines Siegtreffers herausragende Münchner Mats Hummels: „Ich bin sehr sicher, dass wir das auch hinkriegen werden.“
PERSONAL: Joachim Löw hat angekündigt, seine Mannschaft auf zwei bis drei Positionen zu verändern. Der Bundestrainer kündigte bereits an, dass sein Confed-Cup-Kapitän Julian Draxler neu in die Startformation rücken wird. „Er hat einen sehr guten Eindruck im Training gemacht.“ Im Tor wird erneut Marc-André ter Stegen stehen. Der 25-Jährige vom FC Barcelona bestreitet sein sechstes Länderspiel am Stück. Er hat zum Start in die WM-Saison seinen Status als Nummer 2 hinter Manuel Neuer weiter gefestigt. Kapitän Neuer soll nach seiner langwierigen Fußverletzung im Oktober sein Nationalelf-Comeback feiern.
GEGNER: Die Norweger haben in der Qualifikation arg enttäuscht. Nur zwei Siege feierten sie in sieben Partien, die WM 2018 werden sie als Zuschauer erleben. Das Hinspiel in Oslo gewann die deutsche Elf nach Toren der Bayern-Profis Thomas Müller (2) und Joshua Kimmich 3:0. Löws selbstbewusste Marschroute für das Rückspiel lautet: „Wir wollen uns nicht nach Norwegen richten. Wenn wir das tun, was wir uns vornehmen, dann kommen wir zu Chancen und haben ein Übergewicht.“
ZUSCHAUER: Nach dem von Joachim Löw als „Schande für Deutschland“ verurteilten Auftreten einiger deutscher Fan-Chaoten beim Spiel in Prag soll in Stuttgart wieder eine positive Atmosphäre in der mit über 50 000 Zuschauern gefüllten Mercedes-Benz-Arena herrschen. Der Bundestrainer reagierte „voller Wut“ auf die rechtsradikalen Parolen und Schmähgesänge gegen Angreifer Timo Werner beim Tschechien-Spiel. Der Weltmeistercoach richtete einen Fairness-Appell ans Publikum.
STUTTGART-CONNECTION: Nicht nur Löw und seine Assistenten Thomas Schneider und Marcus Sorg haben eine Stuttgarter Vergangenheit. Sami Khedira, Joshua Kimmich, Mario Gomez, Antonio Rüdiger, Timo Werner, Sebastian Rudy und Bernd Leno trugen früher das VfB-Trikot. Löw sprach scherzhaft von einer „großen Stuttgarter Connection“. Er hofft, dass auch der zu RB Leipzig gewechselte Angreifer Werner fair von den VfB-Fans behandelt wird. „Timo Werner ist nach dem Abstieg 2016 weggegangen vom VfB Stuttgart. Das war legitim. Er wollte den nächsten Schritt machen, Bundesliga spielen, in die Nationalmannschaft kommen, international spielen.“ Werner hat alle diese Ziele in Leipzig erreicht. Beim 2:1 gegen Tschechien schoss der 21-Jährige bereits sein viertes Länderspieltor.
AKTION: Sami Khedira hat für die Partie in seiner Heimat 1200 Eintrittskarten gekauft und diese an benachteiligte, sozial schwache und krebskranke Kinder und Jugendliche aus der Region Stuttgart verteilt. „Ich hoffe, dass ich den Kindern eine kleine Freude machen kann, dass sie das Spiel im Stadion verfolgen können“, sagte der 30 Jahre alte Profi von Juventus Turin. Ob die Kinder Khedira auch im Einsatz erleben können, ist offen. Der Weltmeister hofft, nach einer Kniereizung wieder einsatzfähig zu sein und dann auch zum Zuge zu kommen. „Es wird auf jeden Fall ein emotionales Spiel für mich.“