Ära Koller vor dem Ende Ende aller WM-Träume für Österreich
Cardiff (dpa) - David Alaba brachte die Enttäuschung auf den Punkt. „Das ist einfach Scheiße“, sagte der Bayern-Star nach dem 0:1 (0:0) der Österreicher im vorentscheidenden WM-Qualifikationsspiel in Wales und dem Ende aller WM-Träume.
Auch 2018 wird es 20 Jahre nach der letzten Endrunden-Teilnahme kein Comeback der Alpenrepublik auf der WM-Bühne geben. Damit dürfte auch die Ära des einst gefeierten Nationaltrainer Marcel Koller nach fast sechs Jahren zu Ende gehen.
Die Zeitung „Krone“ stellte bereits die Frage in den Raum, ob der Schweizer nicht schon früher hätte ausgetauscht werden müssen. Denn nach der Qualifikation für die EM 2016 ging es bei Österreich abrupt abwärts. Dem Vorrunden-Aus mit nur einem Punkt in Frankreich folgten neun weitere Spiele mit nur zwei Siegen. In der WM-Qualifikation liegt die ÖFB-Auswahl in der scheinbar leichten Gruppe D nur auf dem vierten Platz, sogar die Playoffs sind bei fünf Punkten Rückstand kaum mehr zu erreichen.
„Ich denke, das war's wohl mit der Qualifikation. Die Enttäuschung ist groß“, sagte Koller, dessen Vertrag mit der WM-Qualifikation ausläuft. Zu seiner Zukunft wollte sich der frühere Bundesliga-Coach des 1. FC Köln und des VfL Bochum nicht groß äußern. „Wir werden uns zusammensetzen. Auch der ÖFB wird diskutieren, wie es weitergehen soll“, sagte Koller.
Im November 2011 hatte der Coach die Mannschaft übernommen und dabei als Schweizer gegen einige Vorbehalte anzukämpfen. 2016 meisterte das rot-weiß-rote-Team aber erstmals seit 1998 eine Qualifikation für ein großes Turnier. Deshalb würde sich Hannovers Martin Harnik auch einen Verbleib Kollers wünschen. „Unter ihm hatten wir die erfolgreichste Zeit seit Jahren oder Jahrzehnten. Das spricht schon für sich.“
Die Zeiten sind aber vorerst vorbei. Dabei war die Niederlage in Wales mehr als unnötig. Über weite Strecken war Österreich die bessere Mannschaft, ehe Youngster Ben Woodburn bei seinem Debüt kurz nach der Einwechslung den Sieg der Waliser herausschoss (74.). Der 17-Jährige gilt als großes Talent und spielt beim FC Liverpool unter Jürgen Klopp.
Talent hat auch die österreichische Mannschaft, wie Wales-Coach Chris Coleman anmerkte. „Wir hätten zur Halbzeit 0:2 hinten liegen können.“ Deshalb war Starspieler Marko Arnautovic auch ratlos. „Ich stehe nach jedem Spiel hier und erzähle das Gleiche. Wir hätten jedes Spiel gewinnen können, wir hatten genug Chancen“, sagte der teuerste Fußballer Österreichs. Die beste Chance vergab Arnautovic, der im Sommer für 27,9 Millionen Euro von Stoke City zu West Ham United wechselte, dabei selbst.
So richten sich die Blicke nun bereits in Richtung Qualifikation für die EM 2020. „Wir müssen eine Basis und einen Stamm finden, das ist die Aufgabe der nächsten Monate. Es kommt viel Potenzial nach“, sagte Leverkusens Julian Baumgartlinger. Vorher gilt es aber die WM-Qualifikation mit den Spielen gegen Georgien, Serbien und Moldawien ordentlich zu beenden.