Nationalmannschaft Hummels als Antreiber und Fan-Kritiker
Stuttgart (dpa) - So wie Mats Hummels wünscht sich Bundestrainer Löw seine Weltmeister in der WM-Saison: Einsatzstark und mit Charakter.
Der 28 Jahre alte Münchner Fußball-Nationalspieler sicherte mit seinem Kopfballtor kurz vor Schluss dem teilweise sorglos agierenden deutschen Team nicht nur beim 2:1 in Tschechien den siebten Sieg im siebten WM-Qualifikationsspiel. Hummels zeigte auch den pöbelnden deutschen Anhängern in der Prager Eden Arena deutlich, was er und seine Kollegen von Schimpfgesängen und Naziparolen halten: „Diese Leute machen den Fußball selbst kaputt und machen das wissentlich.“
Hummels trat zum Auftakt des Länderspieljahres, das im Sommer 2018 in Russland von der WM-Titelverteidigung gekrönt werden soll, als Chef auf. „Mats Hummels hat überragend gespielt, nicht nur wegen des Tores. Er hat auch in der Defensive viele Situationen bereinigt und fast jeden Zweikampf gewonnen“, lobte Löw den Verteidiger.
Klar freue er sich über seinen Kopfballtreffer, bemerkte der Münchner. Aber wichtiger war ihm der Blick auf die Defizite. „Wenig Spielkontrolle, viel in Konter gelaufen, viele Ballverluste“, listete der 58-malige Nationalspieler auf. Vor allem, dass die Bälle immer wieder so einfach verloren wurden, kenne er „von der deutschen Nationalmannschaft seit zehn Jahren nicht mehr“. Hummels gab zu: „Ein Unentschieden hätte sehr gut auf dieses Spiel gepasst.“
Dass es anders kam und Deutschland vor dem Spiel am Montag in Stuttgart gegen Norwegen die Gruppentabelle weiter mit fünf Punkten Vorsprung vor Nordirland anführt, ist zum Großteil dem Abwehrchef zu verdanken. Hummels ließ sich nicht ausspielen. Er schloss die Lücken, blockte im letzten Moment gute tschechische Versuche. Und er verwertete kurz vor Spielende einen Freistoß von Toni Kroos mit feinster Kopfballtechnik zu seinem fünften Länderspieltor.
„Mats Hummels und die anderen Weltmeister haben schon diese Vorbildfunktion für unsere jungen Spieler. Sie gehen auf dem Platz voran“, sagte Löw. Natürlich wäre eine Titelverteidigung im kommenden Sommer in Russland für die Titelträger von Brasilien 2014 eine historische Leistung - der Ehrgeiz ist entsprechend groß. Auch deshalb zählt für Hummels mehr als seine eigene Leistung. Aus dem Auftritt in Prag müsse man „die richtigen Schlüsse“ ziehen. So ein „wildes Spiel“ wie gegen die Tschechen müsse eine Ausnahme bleiben.
Dass der von Löw angekündigte harte interne Konkurrenzkampf Grund für eine Verunsicherung im Team sein oder werden könnte, glaubt Hummels nicht. „Wir hatten ja auch nicht so unfassbar viele Junge auf dem Platz“, sagte er. „Von denen, die nicht so viele Länderspiele bisher gemacht haben, waren das Julian Brandt, Lars Stindl und Timo Werner. Alle anderen haben schon einiges auf dem Buckel.“