96 eisgekühlt - Slomka: „Zwei Tore und gut ist“
Sevilla (dpa) - Kalte Umschläge, Erfrischungen und ein kühler Kopf sollen Hannover 96 in der Hitze von Andalusien beim Weg in die Europa-League-Gruppenphase helfen. Trainer Mirko Slomka rechnet im Playoff-Rückspiel beim FC Sevilla nicht nur wegen der Temperaturen mit einer heißen Atmosphäre.
Bei der Ankunft in Sevilla und beim Abschlusstraining am Mittwochabend zeigte das Thermometer mehr als 30 Grad an, die Spieler reagierten aber cool. „Man hat schon gemerkt, dass es hier sehr warm ist. Wir sind dennoch in der Lage, 90 Minuten, oder wenn es sein muss, auch 120 Minuten zu marschieren“, sagte Stürmer Jan Schlaudraff. „Wir haben uns auf die Temperaturen vorbereitet. Es spielt keine Rolle, ob wir bei 25 oder 30 Grad spielen“, sagte Slomka. Zur Abkühlung der Profis hat der penibel arbeitende Coach bereits eisgekühlte Handtücher für die Halbzeitpause bestellt.
Der 2:1-Sieg aus dem Hinspiel ist ein kleines Polster für den Fußball-Bundesligisten, der am Mittwoch mit einem 41-Personen-Tross in einer Boeing 737-800 zu seinem ersten Auslandsspiel in einem Pokal-Wettbewerb der UEFA flog. Mehr als 2000 Fans begleiten das 96-Team beim Premieren-Trip nach Spanien, 1992 ging es bekanntlich nur nach Bremen. Die Anhänger reisen mit fünf Flugzeugen, mehreren Bussen und Privatautos nach Sevilla, ihre Zuversicht ist riesig. „Es herrscht eine tolle Euphorie. Wenn ich nicht Trainer wäre, würde ich auch nach Sevilla fliegen“, kommentierte Slomka die Begeisterung.
Auch die 96-Profis, in dieser Saison noch unbesiegt, verbreiten Optimismus. „Wir haben natürlich Respekt vor dem Gegner, aber keine Angst. Unsere Mannschaft hat gezeigt, dass wir gegen große Gegner mithalten können“, sagte 96-Mittelfeldspieler Manuel Schmiedebach. „Die Gruppenphase ist möglich, das wissen auch die Spieler. Sie sind motiviert und freuen sich“, sagte Slomka. Die Mannschaft legt es aber nicht auf ein 0:0 an. „Das ist nicht unsere Spielweise. Wir wollen mindestens einen Treffer erzielen“, sagte Slomka.
Der 43-Jährige hat sein Team seit Wochen auf diese K.o.-Situation vorbereitet, die auch für die Bundesliga wegen der Fünfjahreswertung wichtig ist. „Ich spüre die Unterstützung von anderen Kollegen und Vereinen“, sagte der Trainer. „Wir wissen um die Bedeutung des Spiels“, ergänzte Schlaudraff.
Die Schützen für ein mögliches Elfmeterschießen sind nominiert, doch soweit soll es nicht kommen. Elferschießen wird nicht extra trainiert. „Wir machen zwei Tore - und gut ist“, sagte der 96-Trainer forsch. Als Schalke-Coach verlor er einmal ganz knapp in Sevilla, das soll sich nicht wiederholen.
Seine Spieler sollen so viel wie möglich trinken und salzhaltige Speisen essen. „So können die entscheidenden Mineralien gebunden werden. Zudem erzeugt das auch wieder mehr Durst“, erläuterte Slomka seine Ernährungstipps.
Auch beim FC Sevilla herrscht große Zuversicht. Ein 1:0 reicht zum Weiterkommen, ein Aus gegen das „No-Name-Team“ aus Hannover wäre eine Blamage für den zweimaligen UEFA-Pokalsieger. „Wir spielen zu Hause und haben die Qualität, ein Tor zu machen“, sagte der frühere Hamburger Piotr Trochowski. Dem ehemaligen Nationalspieler und seinen Kollegen fehlt nach der streikbedingten Absage des Derbys gegen Betis Sevilla weiterhin die Spielpraxis. Dafür konnten sie sich anders als 96, das noch am Sonntag gegen Hertha BSC spielte, länger vom Hinspiel erholen.
Für Trainer Marcelino wäre die fehlende Spielpraxis keine Ausrede bei einem möglichen Scheitern. Top-Stürmer Frédéric Kanouté wollte von der Erstrundenpleite des Vorjahres gegen Portugals Außenseiter Braga nichts mehr wissen. „Wir sind jetzt in einer neuen Saison, und dies ist ein anderes Spiel“
Voraussichtliche Aufstellungen:
Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz - Schmiedebach, Pinto - Stindl, Rausch - Schlaudraff, Abdellaoue
FC Sevilla: Palop - Coke, Escudé, Spahic, Navarro - Trochowski, Fazio - Navas, Armenteros - Negredo Kanouté
Schiedsrichter: Serge Gumienny (Belgien)