Alt für Jung: Torhüter-Tausch beim VfB Stuttgart?

Stuttgart (dpa) - Alt statt Jung, Routinier statt Talent: Beim VfB Stuttgart zeichnet sich angesichts des drohenden Absturzes in die Zweitklassigkeit ein spektakulärer Torhüter-Tausch ab.

Wahrscheinlich löst Marc Ziegler den bisherigen Stammkeeper Sven Ulreich bereits beim Zwischenrunden-Rückspiel der Schwaben in der Europa League gegen Benfica Lissabon ab. VfB-Trainer Bruno Labbadia verweigerte indes eine Festlegung in dieser brisanten Personalie: „Ich äußere mich nicht zu Spekulationen.“

Ulreich ist sicher nicht der Hauptschuldige an der Dauerkrise des Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga. Die bislang 47 Gegentreffer gehen zum geringsten Teil auf die Kappe des 22 Jahre jungen Keepers. Nach haarsträubenden Fehlern seiner verunsicherten Vorderleute am laufenden Band ist Ulreich allerdings oft der Dumme. „Zurzeit ist einfach fast jeder Ball drin“, lamentierte Labbadia nach dem unnötigen 2:4 in Leverkusen in mehreren Stuttgarter Medien.

Der VfB-Coach nahm seine mit erst 37 Erstliga-Einsätzen ziemlich unerfahrene Nummer 1 zwar in Schutz: „Ich werde jetzt keine Diskussion über Ulreich zulassen.“ Zugleich betonte Labbadia aber, dass sich die Verantwortlichen „natürlich Gedanken machen“ würden, was sie in der ernsten Lage tun könnten.

Vieles spricht dafür, dass Ziegler Ulreich ablösen wird, um den strauchelnden Stuttgartern mehr Stabilität zu verleihen. Ziegler spielte zwischen von 1993 bis 1999 schon einmal beim VfB, konnte sich dort aber nie richtig durchsetzen. Nachdem Jens Lehmann in der vergangenen Saison seine Karriere beendet hatte, entschied sich Stuttgart, den Ersatzkeeper von Borussia Dortmund als Nummer 2 und Absicherung zurückzuholen.

Jetzt scheint Not am Mann: Ziegler könnte mit seinen 34 Jahren und der Erfahrung von 103 Bundesligaspielen die Ruhe und Souveränität ausstrahlen, die der junge Ulreich der VfB-Defensive nie vermitteln konnte. Die Last, die absolute Führungsfigur Lehmann abzulösen, war für Ulreich offensichtlich kaum zu schultern.

Indes wäre eine erneute Zurückstufung für den auf der Linie starken, beim Herauslaufen aber schwächelnden Schlussmann ein harter Schlag. Die erste Degradierung liegt knapp drei Jahre zurück. Ironischerweise nach einer 0:3-Niederlage in Leverkusen nahm der damalige VfB-Trainer Armin Veh den jungen Keeper aus dem Kasten. In dieser Saison setzte Stuttgart wieder auf Ulreich, obwohl der längst entlassene Coach Christian Gross von dieser Vorgabe nicht begeistert war.