Arango rettet Gladbach ein 2:2 in Marseille
Marseille (dpa) - Juan Arango hat Borussia Mönchengladbach mit einem Last-Minute-Treffer die große Chance auf das Weiterkommen in der Europa League gewahrt.
In der dritten Minute der Nachspielzeit sorgte der Offensivakteur für das kaum noch für möglich gehaltene 2:2 (1:0) bei Olympique Marseille, wodurch das Team von Trainer Lucien Favre den Einzug in die K.o.-Phase selbst in der Hand hat. Mit einem Sieg gegen AEL Limassol könnten die Borussen im nächsten Heimspiel bereits das Überwintern im internationalen Wettbewerben perfekt machen - wenn Marseille zugleich gegen Fenerbahce Istanbul verliert.
Mike Hanke hatte den Fußball-Bundesligisten in Führung gebracht (20. Minute), doch eine deutliche Leistungssteigerung der Franzosen nach der Pause und die Tore von Joey Barton (54.) sowie Jordan Ayew (67.) drehten vor rund 15 000 Zuschauern das Match. Aber Arango mit einem satten Schuss ließ die Gäste doch noch jubeln (90.+3).
„Die Mannschaft hat hervorragend reagiert“, lobte Favre. „Wir hatten nach dem 1:2 noch mehrere Möglichkeiten, zum Glück haben wir den verdienten Ausgleich gemacht. In der Gruppe ist alles offen.“ Auch Torschütze Hanke unterstrich die Konstellation im Kampf um das Weiterkommen: „Jetzt haben wir es wieder selbst in der Hand.“
Vor allem über die rechte Angriffsseite von Patrick Herrmann hatte Gladbach anfangs überzeugt und das Führungstor eingeleitet. Benoit Cheyrou vertändelte den Ball im Strafraum gegen Arango, der sofort in die Mitte spielte, wo Hanke nur noch einschieben musste. Drei Tage nach seinem 29. Geburtstag jubelte er über sein zweites Saisontor - und Favre über ein glückliches Händchen: Nach fünf Spielen hatte er den Stürmer erstmals wieder von Beginn an gebracht.
Fast hätte Hanke vor der Pause noch einen draufgesetzt, nach einem tollen Dribbling ignorierte er beim Konter aber zwei besser postierte Mitspieler und schoss den Ball weit am Tor der Hausherren vorbei. Dass die Gladbacher im Stade Velodrom als Auswärtsteam antraten, war bei milden Mittelmeer-Temperaturen zumindest akustisch lange nicht zu erkennen. In der großteils leeren Arena waren die rund 3000 mitgereisten Borussen-Anhänger vor der Pause deutlich tonangebend. Favre zollte den Fans großes Lob: „Das ist fantastisch.“
Dass die heimischen Anhänger lange schwiegen, lag an der Vorstellung ihrer Elf, die in Halbzeit eins unsicher auftrat und nur bei Standard gefährlich wurde: In der 15. Minute fehlten Zentimeter zum 1:0, als Loic Remys Kopfball nach Fehler von Marc-André ter Stegen erst auf der Linie von Oscar Wendt geklärt wurde.
Nach der Pause kostete ein ter-Stegen-Patzer Gladbach die Führung, und wieder brachte ein Eckball den Nationaltorhüter in Verlegenheit, als Barton alle narrte und das Leder direkt von der Eckfahne über den sich vergeblich streckenden Borussen-Schlussmann ins Netz zirkelte.
Mit dem Tor kaufte das Team von Coach Elie Baup Mönchengladbach den Schneid ab, Ayew mit einem sehenswerten Schuss in den Winkel ließ die wenigen Fans in weiten Rund wieder jubeln. Doch dieser Jubel reichte nicht bis zum Schlusspfiff, sondern nur bis Arango zuschlug.