Bloß kein Selbstmitleid: Klopp glaubt nicht an Schicksal

Basel (dpa) - Mit Selbstmitleid konnte Jürgen Klopp nach seinem fünften verlorenen Endspiel und dem verpassten Europa-League-Sieg zum Ende seiner Premieren-Saison beim FC Liverpool nichts anfangen.

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Er glaube nicht, „dass Gott sich vorgenommen hat, mich ins Finale zu lassen und mir dann jedes Mal einen Schlag zu geben. Manchmal ist der Weg eben etwas schwerer“, sagte der 48 Jahre alte Fußball-Trainer nach dem 1:3 (1:0) gegen Rekord-Sieger FC Sevilla. „Heute war ich nicht glücklich, das stimmt. Aber wir machen weiter, ich mache weiter, und es wird ein nächstes Finale kommen.“

Auf dem Feld werden im dann siebten großen Endspiel seiner Karriere - fünf der bisherigen sechs hat Klopp verloren - andere Spieler stehen als am Mittwochabend im St. Jakob-Park von Basel. „Wir werden etwas auf dem Transfermarkt tun“, bekräftigte der Fan-Liebling vor der Heimreise. Mit dem Mainzer Keeper Loris Karius ist sich der englische Traditionsverein von der Anfield Road dem Vernehmen nach bereits einig. Und womöglich bekommt der erst bärenstarke und dann immer schlechter spielende Emre Can in Mario Götze nach der EM einen weiteren deutschen Nationalspieler an die Seite gestellt.

Denn Klopp suchte zwar eine Teilschuld bei Schiedsrichter Jonas Eriksson, der Liverpool zwei mögliche Hand- und einen potenziellen Foulelfmeter verweigerte - die Hauptverantwortung aber sah auch er bei seinen Profis. Zudem war es die definitiv korrekte Entscheidung, Sevillas Kapitän Coke nach dem 2:1 (64.) auch das 3:1 (70.) aus abseitsverdächtiger Position anzuerkennen. Der Ball kam von Liverpools Philippe Coutinho. Sevillas dritter Europa-League-Triumph in Serie war danach besiegelt.

Vor allem mental starke und abgezockte Typen würden dem jungen Team um Torschütze Daniel Sturridge (35. Minute), Roberto Firmino und Can also gut tun. „Uns fehlt einfach die Konstanz“, klagte Kapitän James Milner. „Nach dem 1:1 haben wir nicht mehr reagiert. Das ist das Schlimmste, weil wir es in den Spielen davor immer geschafft haben.“

Auch Klopp war über die Auswirkungen des Ausgleichs verärgert. „In diesem Moment haben wir den Glauben an uns und unsere Spielweise verloren“, haderte Klopp. „Nicht nur das Team war geschockt durch diese Situation, auch die Zuschauer.“

Gerade 17 Sekunden waren gespielt, als Kevin Gameiro den Ball über die Linie drückte. Danach brach Liverpool - in der ersten Halbzeit nach anfänglichen Schwierigkeiten zwar nicht brillant, aber doch klar überlegen - komplett zusammen. „Unsere Reaktion war das Problem. Wir müssen daraus lernen und auf solche Situationen besser reagieren“, forderte Klopp. „Da geht es dann auch um Selbstkritik. Es ist meine Aufgabe, den Spielern dabei zu helfen, besser zu reagieren.“

Die Gelegenheit zum Üben sollte nach der Europameisterschaft da sein. In der Premier League wurde Liverpool Achter - seit dem Wiederaufstieg 1962 gab es nie eine schlechtere Platzierung - und verpasste die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb. Durch die Niederlage gegen Sevilla verstrich auch die letzte Chance auf ein Ticket zur Champions League. „Wir werden kommende Saison donnerstags also keine Spiele mehr haben, die Zeit können wir zum Trainieren nutzen“, sagte Klopp. Denn das nächste Endspiel soll kommen. Und dann will er endlich einen Grund zum Feiern haben.