„Einfach geil“: Augsburger wollen Manchester oder Klopp
Belgrad (dpa) - Im Rausch des Sieges genehmigte Markus Weinzierl seinen „Helden von Belgrad“ ein Gläschen beim Bankett im Teamhotel.
Und nach dem Fußball-Krimi mit dem Last-Minute-Happy-End durch Torjäger Raúl Bobadilla waren sich alle im Tross des FC Augsburg rasch einig, gegen wen die fantastische Europareise am liebsten weitergehen soll. „Jetzt hoffen wir auf ein Hammerlos“, verkündete der einfach nur „riesig stolze“ FCA-Trainer Weinzierl in der Nacht nach dem wundervoll irren 3:1 (1:1)-Triumph bei Partizan Belgrad.
Auf den frenetischen Siegesjubel folgte am Tag danach eine nicht vorhergesehene Panne. Der Rückflug der Augsburger Europa-Helden aus Belgrad wurde kurzerhand gestrichen. Eine Chartermaschine sollte Bobadilla und Co. schließlich noch am selben Abend nach München bringen. Damit wird auch die Vorbereitung auf das nächste Bundesliga-Duell gegen Schalke 04 beeinträchtigt.
Im neuen Jahr werden für die Schwaben weitere Reisen im Europapokal warten. „Manchester United wäre begeisterungsfähig für mich. Liverpool oder irgendetwas anderes auf der Insel“, lautete Weinzierls Wunschzettel für die Auslosung der Runde der besten 32 in der Europa League am 14. Dezember im schweizerischen Nyon.
Ein Duell mit dem aus der Champions League katapultierten ManUnited um Weltmeister Bastian Schweinsteiger oder auch den von Jürgen Klopp trainierten Liverpoolern am 18. und 25. Februar 2016 wäre das absolut passende Weihnachtsgeschenk. „Wir würden uns über einen englischen Club freuen. ManU, Liverpool, das sind große Namen“, sagte Manager Stefan Reuter. „Ich denke mal, dass wir einen richtigen Kracher kriegen. Es wird nicht einfach, aber schön“, meinte Mittelfeldspieler Daniel Baier mit leuchtenden Augen. „Vielleicht Liverpool“, sagte Bobadilla, der Schütze des alles entscheidenden 3:1 in der 89. Minute: „Es hat gedauert bis zur letzten Minute. Einfach geil!“
Ausgelassen tanzten die FCA-Profis über den Rasen, auch in der Kabine herrschte Partystimmung, ebenso später beim Essen im Teamhotel. Weinzierl und Reuter genehmigten trotz des schon am Sonntag (15.30 Uhr) anstehenden Bundesliga-Heimspiels gegen Schalke 04 „ein Gläschen“ nach der Sternstunde. „Es war schon der größte Erfolg, dass wir überhaupt Europapokal spielen. Das war ein sensationeller Tag. Es ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte“, frohlockte Weinzierl.
„Der Matchplan ist total aufgegangen. Wenn man ein Drehbuch schreiben wollte, dann genauso. Dramatischer geht es nicht“, schwärmte Baier. Der FCA steckte mit grandioser Moral das 0:1 durch Abubakar Oumaru (11.) weg, ebenso die Verletzung von Jan-Ingwer Callsen-Bracker nach einem „brutalen Foul“ (Weinzierl) von Nikola Ninkovic (37.). Wie sich am Freitag herausstellte, erlitt der Verteidiger einen Bruch des linken Wadenbeins. Der 31-Jährige wird mindestens vier bis sechs Wochen ausfallen.
Der eingewechselte Jeong-Ho Hong (45.+2) und Paul Verhaegh (51.) kippten die Partie. Und nach Gelb-Rot für Andrija Zivkovic (81.) sorgte Bobadilla mit seinem schon sechsten Europa-League-Tor für die Krönung des spektakulären Kraftakts. „Geiles Spiel, geile Leistung, geile Sensation“, schrie der Torheld, den Weinzierl eigentlich wegen Sprunggelenkproblemen nur 60 Minuten spielen lassen wollte: „Aber beim Stand von 2:1 ist das nicht gegangen, da habe ich ihm ein bisschen Verlängerung gegeben.“ Ein sehr weiser Entschluss.
„Wenn du in der 90. Minute das Tor machst und dich so belohnst, ist das sehr emotional“, erzählte Weinzierl in einem zugigen Zelt vor dem Stadion gelöst wie nie zuvor. Der 40-Jährige hat den FCA in den vergangenen Wochen wieder in die Erfolgsspur gebracht. „Wir sind wieder in die Spur gekommen“, sagte Manager Reuter, auch wenn die Situation des Tabellen-16. in der Bundesliga „weiter schwierig“ sei.
Mit dem flotten Motto „In Europa kennt uns keine Sau“ war der kleine FCA in seine internationale Premierensaison gestartet. „Der Spruch ist jetzt nicht mehr nötig“, meinte Kapitän Verhaegh lächelnd. „Jetzt haben alle den FC Augsburg kennengelernt. Wir haben gezeigt, dass die Mannschaft in Europa mithalten kann“, schwärmte Reuter. Nebenbei stiegen die Prämien-Einnahmen auf schon vier Millionen Euro.
Auch wenn die Traumnacht im Partizan-Stadion enorm viel Kraft kostete, soll sie noch mehr Energie freisetzen für den Jahresendspurt gegen Schalke, im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund und beim Hamburger SV. „Das sind noch drei geile Spiele“, sagte Baier. „Wie die Mannschaft das seit ein paar Wochen dreht, ist super“, lobte Weinzierl: „Gegen Schalke werden wir wieder eine neue, frische Aufstellung präsentieren. Ich gehe davon aus, dass wir genauso einen Fight abliefern und mindestens einen Punkt feiern können.“ Zuzutrauen ist das den famosen FCA-Helden jetzt wieder.