Frankfurter Euro-Spagat: Bundesliga-Krise ausblenden
Tel Aviv (dpa) - Für Trainer Armin Veh ist das ein „schwieriger Spagat“. Mitten in der größten sportlichen Krise seit dem Wiederaufstieg 2012 kann Eintracht Frankfurt auch den wahrscheinlich größten sportlichen Erfolg der vergangenen Jahre feiern.
Denn in der Europa League würde im Auswärtsspiel bei Maccabi Tel Aviv schon ein Unentschieden reichen, um bereits nach vier von sechs Gruppenspielen sicher in der K.o.-Runde zu stehen.
Das sei ein „geiles Ziel. Wir können etwas ganz Tolles schaffen“, sagte Veh dazu. Spätestens bei der Abreise Mittwochfrüh vom Frankfurter Flughafen wurde aber noch einmal deutlich, dass die Partie in Tel Aviv trotz aller Besonderheit nur das zweitwichtigste Spiel in dieser Woche ist. Das Bundesliga-Derby am Sonntag bei Mainz 05 hat die Eintracht mehr als nur im Hinterkopf, eigens dafür ließ Veh neben Sebastian Jung (Wadenprobleme), Tranquillo Barnetta und Martin Lanig (beide Grippe) auch den zuletzt überspielt wirkenden Antreiber Sebastian Rode („Er braucht eine Pause“) zu Hause.
Die Stammkräfte Vaclav Kadlec und Bastian Oczipka möchte Veh am Donnerstag ebenfalls schonen. Und so tritt die Eintracht im Europacup zum ersten Mal in dieser Saison nicht nur mit dem Ziel an, sich zu berauschen und etwas für das Renommee zu tun auf der internationalen Bühne, sondern in erster Linie möglichst kraftsparend und ohne weitere Rückschläge durch den Abend zu kommen. Das Derby in Mainz und die Bundesliga haben in dieser Woche Priorität. Dort soll die Serie von sechs Spielen ohne Sieg endlich wieder enden.
Herschenken will das Spiel in Tel Aviv trotzdem niemand bei der Eintracht. Auch nicht angesichts des Vorsprungs von fünf Punkten auf den amtierenden Meister und Tabellenführer der israelischen Liga. „Wir sind im vergangenen Jahr erst aufgestiegen und können jetzt ganz schnell durch die Gruppe in der Europa League gehen: Das wäre ein Riesen-Erfolg“, sagte Stefan Aigner. „Der Europacup ist etwas Besonderes. Auch dass wir nach Israel reisen, ist nichts Gewöhnliches. Ich hoffe, dass wir da wieder Selbstvertrauen tanken.“
Es ist bei der Eintracht üblich, vor einem Europapokal-Spiel noch eine Medienrunde mit zwei Spielern abzuhalten. Diesmal erschien neben Aigner auch Carlos Zambrano, und keiner von beiden machte den Eindruck, als sei er nach den jüngsten Ergebnissen am Boden zerstört. Zambrano setzte sich in einer Hose mit der Aufschrift „Natural Born Winners“ (Geborene Sieger) vor die Presse, während Aigner offenbar nicht nur die Krise an sich stört, sondern auch das Lamento darüber.
„Ich sehe das mit der fehlenden Kraft durch die Europa League überhaupt nicht so“, meinte der 26-Jährige forsch. „Wir spielen ja nicht in der Kreisliga und trainieren nur einmal. Wir sind Profis, wir dürfen zweimal in der Woche spielen. Sehen Sie Spieler wie Lahm oder Schweinsteiger“, fuhr Aigner fort, „die spielen seit zehn Jahren englische Wochen. Und wenn wir dann Urlaub haben, fahren die noch zur Nationalmannschaft. Von daher dürfen wir uns nicht beklagen.“
Vielleicht ist das Spiel in Tel Aviv genau die richtige Ablenkung von der Krise im Ligaalltag. Für den Donnerstag sind in Israel Temperaturen von 25 Grad angesagt, das Bloomfield-Stadion der beiden Lokalrivalen Maccabi und Hapoel liegt weniger als einen Kilometer vom Mittelmeer entfernt. „Die Bundesliga blenden wir morgen komplett aus“, sagte Sportdirektor Bruno Hübner.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Maccabi Tel Aviv: Juan Pablo - Yeini, Tibi, Garcia, Ben Harush - Radi, Alberman, Mitrovic - Zahavi, Prica, Altman
Eintracht Frankfurt: Trapp - Celozzi, Anderson, Zambrano, Djakpa - Russ, Flum - Aigner, Meier, Inui - Lakic
Schiedsrichter: Serge Gumienny (Belgien)