Gipfelstürmer am Abgrund: BVB droht frühes Aus

Dortmund (dpa) - Zum Siegen verdammt. Ausgerechnet den Bundesliga-Überfliegern aus Dortmund droht in der Europa League der Absturz - als erstem deutschen Club. Anders als auf nationalem Terrain ist die Ausgangslage alles andere als komfortabel.

Ein Erfolg im zweitletzten Gruppenspiel gegen Karpati Lwiw aus der Ukraine am Donnerstag ist für das zuletzt hochgelobte Team von Trainer Jürgen Klopp deshalb Pflicht. Ungeachtet der kniffligen Aufgabe, die der BVB nur mit fremder Hilfe lösen kann, glaubt Manndecker Neven Subotic weiter an ein Happy End: „Wenn ein Team in dieser Saison gezeigt hat, dass es für Überraschungen gut ist, dann wir.“

Längst hat das große Rechnen begonnen: Weil der BVB (5 Zähler) in dem bei Punktgleichheit wichtigen direkten Vergleich gegen den Gruppenzweiten Paris St. Germain (8) hinten liegt, ist er selbst bei zwei Siegen in den noch ausstehenden Spielen gegen Lwiw (0) und in Sevilla (9) nicht sicher in der K.o.-Runde. Inständig hoffen alle Dortmunder auf Schützenhilfe von Paris im Duell mit Sevilla, die den Weg zu einem „Endspiel“ am 15. Dezember in Andalusien ebnen würde.

Der Ausfall von Lucas Barrios erschwert die Aufgabe zusätzlich. Im bereits 23. Pflichtspiel der Saison muss der Bundesliga- Tabellenführer erstmals auf den Torjäger verzichten. Wegen einer Kapselverletzung im rechte Knie fehlt er nicht nur gegen Lwiw, sondern wohl auch in der nächsten Bundesliga-Partie beim 1. FC Nürnberg.

Für den Südamerikaner soll Edeljoker Roman Lewandowski stürmen, der es in der Liga bereits auf vier Treffer brachte. BVB-Trainer Jürgen Klopp ist zuversichtlich, dass der mit 4,5 Millionen Euro teuerste Saison-Zukauf aus Polen den verletzten Barrios gut vertritt: „Robert hat sich diese Chance mehr als verdient.“ Zudem bangt der Fußball-Lehrer um den Einsatz von Shinji Kagawa (Rippenprellung) und Jakub Blaszczykowski (Schulterprobleme). Beide Profis verzichteten zuletzt auf das Training.

Was der Dortmunder Torfabrik im Ligabetrieb zuletzt in schöner Regelmäßigkeit gelang, ging bei den vergangenen drei Europacup- Auftritten schief. Obwohl sich in den beiden Partien gegen Paris (1:1/0:0) und dem Heimspiel gegen Sevilla (0:1) reichlich Chancen zum Sieg boten, blieb ein Erfolgserlebnis verwehrt. Das Warten soll gegen Lwiw ein Ende haben. Mittelfeldstratege Nuri Sahin erwartet jedoch einen schweren Gang: „Wir werden ganz bestimmt nicht den Fehler machen und diese Mannschaft unterschätzen.“

Obwohl das Team aus dem künftigen EM-Spielort in der Europa League bisher ohne Punktgewinn blieb, ist Vorsicht geboten. Allein das dramatische erste Duell Mitte September dürfte den Borussen Warnung genug sein. Mit viel Glück und zwei späten Treffern gelang beim 4:3 der bisher einzige Gruppensieg. Zudem ist die Elf von Trainer Oleg Kononow, der im Jahr 2009 beim BVB hospitierte, in der heimische Liga seit sechs Begegnungen ungeschlagen. „Wir wollen die Gruppenphase mit elf Punkten beenden, sehen diese Partie jedoch nicht als Endspiel“, sagte Trainer Klopp.

Trotz der widrigen Witterungsverhältnisse mit strengen Minusgraden und gefrorenen Böden droht der Partie keine Absage. Die Stadion- Rasenheizung befreite das Spielfeld von Schnee und Eis. „Das Spiel ist in keinster Weise gefährdet, der Platz ist grün“, sagte Mediendirektor Josef Schneck nach der ersten Stadioninspektion mit einer UEFA-Delegation am Mittwoch. Der Revierclub rechnet mit 40 000 Zuschauern.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Sahin - Götze, Kagawa, Großkreutz - Lewandowski

Karpati Lwiw: Tlumak - Avelar, Milosevic, Petriwski, Tubic - Godwin - Chudobjak, Golodjuk - Zenjov, Koschanow - William Batista

Schiedsrichter: Frederikus Braamhaar (Niederlande)