Heimspiel in Bordeaux: 12 000 Frankfurter Fans dabei
Frankfurt/Main (dpa) - Eine solche Unterstützung hat noch nie eine deutsche Mannschaft auf einer Europa-League-Reise bekommen: Rund 12 000 Fans wollen Eintracht Frankfurt am Donnerstagabend (21.05 Uhr) im Auswärtsspiel bei Girondins Bordeaux in die K.o.-Runde schreien.
„Das ist mit das Größte, was man erleben darf“, sagte Kapitän Pirmin Schwegler. „Das zeigt, wie toll der Verein und die Fans sind. Für die nächsten Wochen gibt das enorm viel Kraft.“ Ungeachtet der Krise in der Fußball-Bundesliga hat die Eintracht in der Europa League nach wie vor eine glänzende Ausgangsposition: Schon ein Punkt würde ihr im Duell mit dem französischen Pokalsieger reichen, um sich vorzeitig einen der beiden ersten Plätze in der Gruppe F zu sichern.
„Wir haben alle Chancen, das Weiterkommen aus eigener Kraft zu regeln“, sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen. „Es wäre natürlich am Schönsten, wenn es schon in Bordeaux klappt. Das wäre ein passendes Präsent zu meinem zehnjährigen Amtsjubiläum. Sportliche Geschenke sind die einzig wahren.“ An diesem Sonntag wird der 65-Jährige genau zehn Jahre an der Spitze des Vereins stehen.
Die große Fan-Bewegung Richtung Atlantik hat mit der Aussicht aufs Weiterkommen noch nicht mal etwas zu tun. Die meisten Eintracht- Anhänger haben sich ihre Karten schon frühzeitig besorgt und reisen nun auf jede erdenkliche Weise nach Bordeaux: mit dem Flugzeug, im Privat-Pkw, mit dem Zug über Paris oder in rund 100 Fanbussen. „Die sind mehr als 40 Stunden unterwegs, nur um die Eintracht zu sehen“, sagte Vorstandsmitglied Axel Hellmann stolz. „Das ist ein Aushängeschild. Und das ist auch eine Werbung für den Wettbewerb.“
Es ist kein Zufall, dass der bisherige inoffizielle Auswärtsrekord in der Europa League von den Anhängern von Borussia Mönchengladbach gehalten wird. Rund 10 000 Fans des Vereins reisten im Februar mit zum Spiel bei Lazio Rom. Für große Traditionsclubs, die lange nicht mehr auf der internationalen Bühne dabei waren, ist die Europa League viel mehr als nur eine Kraft und Zeit kostende Ablenkung von der Bundesliga. „Das ist etwas Besonderes für uns“, sagte Schwegler. „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir in Europa für Furore sorgen.“
Völlig ausblenden können die Frankfurter ihre Krise im Ligaalltag aber auch in Bordeaux nicht. Acht Spiele ohne Sieg in der Fußball- Bundesliga, der Absturz auf Platz 15 und die vielen späten Gegentore haben der Mannschaft einiges an Selbstvertrauen geraubt.
Hinzu kommen die großen Verletzungsprobleme, die die Eintracht vor allem im Defensivbereich zur Improvisation zwingen. Denn neben Torjäger Alexander Meier (Entzündung der Patellasehne) und Stefan Aigner (Oberschenkel-Probleme) werden in Bordeaux gleich drei verletzte Verteidiger fehlen: Bamba Anderson (Oberschenkelzerrung), Marco Russ und Stefano Celozzi (beide Muskelfaserriss). Spannend ist deshalb vor allem, wen Trainer Armin Veh neben Carlos Zambrano ins Abwehrzentrum stellen wird: den erst 18 Jahre alten Marc-Oliver Kempf oder den gelernten Mittelfeldspieler Johannes Flum.
Vorstandschef Bruchhagen plagt noch eine andere Sorge: Dass sich die vielen Fans in Bordeaux daneben benehmen könnten. „Nachdem wir in Zypern schon große Probleme hatten, habe ich ein bisschen Angst“, sagte er. „Es wäre schade, wenn die tolle Begleitung, die für das Image des Vereins extrem positiv ist, getrübt würde.“
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Girondins Bordeaux: Carrasso - Mariano, Henrique, Brechet, Orban - Obraniak, Sertic, Sané, Saivet - Rolan, Diabaté
Eintracht Frankfurt: Trapp - Jung, Zambrano, Kempf, Oczipka - Lanig - Rode, Flum - Barnetta - Joselu, Kadlec
Schiedsrichter: Alberto Undiano Mallenco (Spanien)