Aus in Europa League droht Hertha weiter „wie bisher“ - Europa hat keine Priorität
Berlin (dpa) - Hertha droht schon im vierten Europa-League-Spiel das bittere Aus - doch Pal Dardai wird an den Prioritäten nichts ändern: „Ich werde es genauso machen wie bis jetzt.“
„Ich werde rotieren. Wir ziehen das durch, was wir angefangen haben“, erklärte der Trainer von Hertha BSC vor dem Heimspiel am Donnerstag gegen Sorja Luhansk. Der Berliner Fußball-Bundesligist hat bei seinem Europa-Comeback erst einen Punkt eingesammelt, nur ein Sieg gegen die Ukrainer erhält die Minimalchance auf das Weiterkommen. Dardai aber betont auch: „Es ist sehr wichtig, was in Wolfsburg passiert.“
Der Ungar sieht das Europacupmatch gegen Luhansk und das Ligaspiel am Sonntag beim VfL Wolfsburg als Doppelpack. „Wir wollen beide Spiele so steuern, dass es auch frische Spieler gibt, und so rotieren, dass zum Schluss alle zufrieden sind“, betonte Dardai, der am Mittwoch seinen 1000. Tag als Hertha-Chefcoach erlebte. Die Liga bleibt sein Hauptgeschäft, der Europacup ist die Zugabe.
„Ich will nicht erzählen, dass wir dreimal gewinnen, das ist Quatsch“, ergänzte der 41-Jährige: „Erst einmal am Donnerstag gewinnen, dann schauen wir. Wenn es nicht reicht, dann müssen wir es akzeptieren.“ Ohnehin ordnet der Trainer die internationalen Auftritte speziell für seine jungen Spieler als Lernphase ein: „Die Jungs haben sehr viel Erfahrung gesammelt. Sie wissen, wir müssen uns verbessern. Wir lernen davon. Und trotzdem müssen wir Geduld zeigen.“
2009/10 war Hertha schon einmal das kleine Wunder gelungen. Auch damals standen die Berliner nach drei Spielen bei nur einem Punkt, gewannen die restlichen drei Partien und kamen weiter. Aktuell führen die Außenseiter Östersund (7 Punkte) und Luhansk (6) die Gruppe J vor den vermeintlichen Favoriten Athletic Bilbao (2) und Hertha (1) an. „Seien wir ehrlich: Dreimal zu gewinnen, ist ein Ziel, das man erreichen kann. Aber es ist schwierig“, bemerkte Dardai.
Seine Spieler glauben noch an die Wiederholung der Aufholjagd. „Wieso nicht? Wir müssen jetzt den Anfang machen, wir haben ein Heimspiel. Dann wird sich zeigen, ob wir noch weiter die Chance haben“, sagte Defensivmann Niklas Stark. Der U21-Europameister war als Torschütze und Mittelfeld-Stabilisator maßgeblich am jüngsten 2:1-Ligasieg gegen den Hamburger SV beteiligt, der nach sieben Spielen die Durststrecke der Berliner beendet hat.
Angriffs-Routinier Vedad Ibisevic (gesperrt) wird gegen Luhansk ebenso fehlen wie die verletzten Vladimir Darida und Mathew Leckie. Andere wie Neuzugang Davie Selke sollen es richten. Die drei Punkte gegen den HSV haben die Stimmung bei Hertha aufgehellt. „Ich finde, es ist nicht in Ordnung, wenn so von außen reingeredet wird“, erklärte Dardai zwar noch einmal: „Aber anscheinend ist es in Deutschland so: Du hast den Schwarzen Peter gezogen. Jetzt haben wir ihn weitergegeben.“
Die „Schlüsselfrage“ aber sieht der Trainer weiterhin: „Warum wackeln wir, wenn der Gegner in Führung geht?“ Beim 1:2 im Hinspiel gegen die Ukrainer hatte Hertha „eine Riesenunordnung nach dem Gegentor, genauso wie gegen die Schweden“, erinnerte Dardai: „Das müssen wir hinkriegen. Auch psychologisch, das muss weg von uns.“
Die Ergebnisse vor acht Jahren und dieser Saison im Detail:
Hertha BSC hofft nach der schwachen ersten Hälfte der Gruppenphase in der Europa League auf das gute Omen der zuvor letzten internationalen Teilnahme. Auch 2009/10 startete der Berliner Fußball-Bundesligist mit einem Unentschieden gefolgt von zwei knappen Niederlagen. Damals gelang Hertha mit drei Siegen noch der Sprung in die Runde der besten 32, wo das Aus gegen Benfica Lissabon folgte.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Hertha BSC: Kraft - Pekarik, Langkamp, Rekik, Plattenhardt - Stark, Skjelbred - Esswein, Duda, Lazaro - Selke
Sorja Luhansk: Lunin - Opanasenko, Swatok, Gretschyschkin, Suchozkij - Kharatin, Silas - Karawajew, Gordienko, Lunyow - Iury
Schiedsrichter: John Beaton (Schottland)