Marin hofft auf Euro-Happy-End für missglückte Saison

London (dpa) - Den Wechsel in die große Fußball-Welt hat Marko Marin „keine Sekunde“ bereut - zum Ende seiner missglückten Debütsaison beim FC Chelsea darf er sogar noch auf ein Happy End hoffen.

Rechtzeitig zum Europa-League-Finale gegen Benfica Lissabon am Mittwoch meldete sich der 24 Jahre alte Offensivwirbler fit und konnte vier Trainingseinheiten voll mitmachen. Am Dienstag will Marin mit den Londonern nach Amsterdam reisen und zum Aufgebot von Interimstrainer Rafael Benitez gehören.

Kurz vor dem Showdown in Europas zweiter Klasse hat der Club seinen Profis ein mediales Interviewverbot auferlegt. „Ich habe mich gut eingelebt. Ich habe viele Erfahrungen gemacht und viel gelernt“, hatte Marin vor einigen Tagen der Nachrichtenagentur dpa erklärt und dabei sein erstes Jahr in der Premier League selbstkritisch bilanziert. „Es hätten mehr Spiele sein müssen, ganz klar. Viel hängt mit meinen Verletzungen zusammen. Leider war ich zu Beginn der Spielzeit verletzt, das hat den Beginn schwer gemacht.“

Nach starken Test-Vorstellungen im Sommer wurde Marin von immer wiederkehrenden Oberschenkelproblemen gebremst, kam nur auf 16 Pflichtspieleinsätze und stand in der Liga gerade einmal 143 Minuten auf dem Platz. Zuletzt wurde er am 4. April im Europapokal- Viertelfinale gegen Rubin Kazan eingewechselt. Auch am vergangenen Wochenende beim 2:1 über Aston Villa fehlte er im Kader.

In der niederländischen Hauptstadt hat der quirlige Offensivspieler nun aber die Chance, als erster Deutscher seit Dietmar Hamanns Champions-League-Coup 2005 mit dem FC Liverpool wieder einen europäischen Cup zu gewinnen. Wie es für Marin im Sommer weitergeht, ist ungewiss. Der ehemalige Bremer will abwarten, wer Nachfolger von Benitez wird und ob er nach der nächsten Vorbereitung eine „realistische Chance“ habe, betonte Marin zuletzt. Davon hänge seine Zukunft ab.

Englische Medien haben den 9,8 Millionen-Euro-Einkauf bereits abgeschrieben. „Mit Oscar, Edin Hazard und Juan Mata an der Stamford Bridge sieht es nicht so aus, als sollte sich das nächstes Jahr ändern“, analysierte die Boulevard-Zeitung „The Sun“ die geringe Spielpraxis und wählte Marin auf Platz vier der größten Transferflops dieser Runde. „Es ist wahrscheinlich, dass er kommende Saison den Ausgang nehmen wird, wenn die Blues zum Titel streben - möglicherweise mit José Mourinho zurück am Steuer.“

Der Noch-Coach von Real Madrid würde bei einer möglichen Rückkehr zu seiner alten Fußball-Liebschaft nur bedingt als Hoffnungsträger für Marin taugen. Schon in seiner ersten Amtszeit war der Portugiese mit den Öl-Millionen von Clubchef Roman Abramowitsch auf große Einkaufstour gegangen.

Unterschätzt wurde Marin in seiner Karriere immer wieder. Im Team fühlt er sich angekommen, von allen akzeptiert und geschätzt. Deshalb will er für seinen englischen Traum weiter kämpfen. „Mir geht es hier sehr gut. In der Bundesliga wird technisch und taktisch der bessere Fußball gespielt, hier ist das Tempo höher und die Schiedsrichter lassen das Spiel mehr laufen und sind großzügiger“, berichtete er von seinen Erfahrungen und findet auch abseits des Platzes Argumente, um seinen Vertrag bis 2017 zu erfüllen: „London ist eine Superstadt.“ Spätestens mit Heldentaten für den Champions-League-Sieger auf Europas kleiner Bühne würde diese Liebe für Marin wohl endlich auch auf Erwiderung stoßen.