Schürrle in der Krise - Hecking: „Nicht gut gespielt“

Wolfsburg (dpa) - André Schürrle ist noch lange nicht beim VfL Wolfsburg angekommen. Den besten Beweis lieferte der 32-Millionen-Euro-Mann selbst. Als der komplette VfL-Kader noch Minuten nach der 3:1-Gala gegen Inter Mailand mit den Fans feierte, war der Fußball-Weltmeister längst verschwunden.

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Auf die von Matchwinner Kevin De Bruyne angestimmte Humba mit den Fans hatte Schürrle keine Lust mehr. Etwas sagen wollte der erneut schlechteste Wolfsburger Profi nach dem Hinspielsieg im Europa-League-Achtelfinale auch nicht.

Trainer Dieter Hecking redete dagegen wenig später gar nicht erst drum herum: „André hat nicht gut gespielt. Er kann besser spielen, das weiß er selbst“. Weil der zur Pause ausgewechselte Schürrle nach seinem - vorsichtig ausgedrückt - unglücklichem Auftritt nicht reden wollte, musste sich Hecking unangenehmen Fragen stellen. „So eine Frage will ich nach einem 3:1-Sieg gegen Inter Mailand nicht beantworten“, sagte Hecking zunächst. Gemessen an dieser Wortwahl sagte der VfL-Coach dann doch noch ganz viel zu seinem Problemfall.

„Die Erwartungshaltung ist hoch an André. Er setzt sich selbst auch Ziele und Erwartungen. Die sind momentan noch nicht erfüllt“, gestand Hecking. Der teuerste Zugang der Clubgeschichte wirkt auch knapp sechs Wochen nach seinem Wechsel von der Ersatzbank des FC Chelsea noch wie ein Fremdkörper im VfL-Spiel. Extrem viele Ballverluste prägten Schürrles Spiel in der ersten Halbzeit gegen Inter.

Vor dem 0:1 durch Rodrigo Palacio (6. Minute) ließ der Weltmeister einen allerdings auch miserablen Pass von Robin Knoche unglücklich zum Gegner abprallen. „In der Fehlerkette wird es am deutlichsten bei André“, urteilte anschließend auch Manager Klaus Allofs. Auffällig war die deutliche Wolfsburger Leistungssteigerung nach der Pause, nachdem Schürrle ausgewechselt wurde. „Wir wollten über die Seite noch mehr Druck aufbauen“, argumentierte Hecking. Die Seite - das ist Schürrles Position. „In der zweiten Halbzeit habe ich deutlich weniger Fehlpässe gesehen“, sagte Hecking auch noch.

Schürrle hat es momentan schwer. Schon bei seinem Wechsel zum VW-Club empfanden viele die Ablöse als viel zu hoch für den Chelsea-Reservisten. „Bleibt ruhig, das wird schon“, sagte Hecking nun erneut zu den Kritikern. Eine Pause für Schürrle am Sonntag gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr) wird es wohl nicht geben. „Trotzdem stehe ich zu ihm wie eine Eins, weil ich weiß, was er kann“, bekräftigte Hecking und erinnerte an Kevin De Bruyne.

Wie Schürrle kam der Belgier vor einem Jahr als Chelsea-Reservist. Für immerhin auch rund 20 Millionen Euro. Auch De Bruyne hatte seine Anfangsprobleme. „Nur ich habe nur einmal die Woche gespielt, er spielt jetzt zweimal pro Woche“, verteidigte De Bruyne seinen Mitspieler. „Auch bei Kevin De Bruyne vor einem Jahr, als viele schon wieder den Daumen senken wollten, haben wir die Geduld gehabt. Die gleiche Geduld wird André bei uns erfahren. Er soll Vertrauen spüren. Ich bin mir sicher, dass er selbst in kürzester Zeit sehr gute Spiele bei uns abliefern wird“, meinte Hecking.

So wie De Bruyne, bei dem sich die Geduld auszahlte. Auch am Donnerstag machte der Belgier den Unterschied, schoss die Tore zum 2:1 (63.) und 3:1 (76.) und war der gefeierte Mann. „Das kommt“, sprach De Bruyne anschließend tröstende Worte in Richtung Schürrle und versprach: „Spätestens nächste Saison wird das richtig gut.“