Slomka im Europacup: Für Hannover etwas Besonderes

Hannover (dpa) - 19 Jahre musste Hannover 96 auf die Rückkehr in den Fußball-Europapokal warten, 19 Monate benötigte Trainer Mirko Slomka, um dieses im Club und in der Stadt ausgiebig gefeierte Erlebnis zu erreichen.

„Ich hatte nicht geglaubt, dass wir so schnell international spielen werden“, sagte der 43 Jahre alte Coach vor dem Europa-League-Duell gegen den FC Sevilla. „Das ist auch für mich etwas Besonderes, weil ich als Hannoveraner mit Hannover 96 im Europapokal spiele“, fügte der Erfolgstrainer hinzu.

Seit seinem Amtsantritt am 19. Januar 2010 hat Slomka aus dem ehemaligen Abstiegskandidaten, der durch den Tod von Torhüter Robert Enke völlig aus der Spur geraten war, eine Bundesliga-Spitzenmannschaft geformt. Trotz eines Horror-Starts mit sechs Niederlagen in Serie hielt Clubchef Martin Kind an ihm fest. „Wir haben dann den Turnaround geschafft und sind in ein ganz anderes Fahrwasser geraten“, berichtete der Trainer, der vor den Fernsehkameras weiterhin als der „nette Herr Slomka“ auftritt.

Doch Slomka kann auch anders. Mit harter und konsequenter Trainingsarbeit, unterstützt durch moderne Hilfsmittel, hat er eine stabile und kompakte Mannschaft geformt, die körperlich und taktisch mit den Großen der Branche mithalten kann. So wertet der Trainer unter anderem mit Hilfe von Satellitentechnik die Laufdaten seiner Spieler aus. „Wir sind auf jeden Gegner perfekt vorbereitet“, berichtete Angreifer Jan Schlaudraff.

Die penible Arbeit, zur Freude des Clubchefs Kind unterstützt durch eine „zielgerichtete“ Transferpolitik von Sportdirektor Jörg Schmadtke, trug vorige Saison unerwartete Früchte. Das 96-Team erzielte mit Platz vier das beste Bundesliga-Ergebnis überhaupt, und Slomka landete bei der „kicker“-Abstimmung zum Trainer des Jahres hinter BVB-Meistercoach Jürgen Klopp auf Platz zwei. Schmadtke wurde von der Zeitschrift „11 Freunde“ sogar zum Manager der Saison gekürt.

Derzeit spricht einiges dafür, dass die 96-Erfolgsstory weiter geht. Die Mannschaft liegt schon wieder auf Platz zwei und in der Bundesliga stehen zwei Heimspiele gegen Hertha BSC und Mainz 05 an. Machbare Aufgaben auf dem Papier - aber das haben vorige Spielzeit auch Spitzenteams wie die Bayern gedacht, die in Hannover antraten und verloren. Inzwischen hat jede Mannschaft den ehemaligen Underdog ganz oben auf der Rechnung.

Slomka weiß aus seiner Zeit bei Schalke 04, dass einem Höhenflug schnell ein Abschwung folgen kann. Nach seiner Entlassung 2008 bei den Schalkern, mit denen er zuvor im UEFA-Cup und in der Champions League gespielt hatte, war er fast zwei Jahre ohne Job. Mit Hannover 96 in der Europa League gibt sich der Hannoveraner nicht zufrieden. „Die Champions League ist das große Ziel. Man muss auch Ziele haben, die man noch erreichen kann“, sagte Slomka.