Europa-League-Finale Spektakel ohne Simeone? Atlético Favorit gegen Marseille

Lyon (dpa) - Seine Sperre für das Europa-League-Finale stimmt Diego Simeone traurig. Der Coach von Atlético Madrid wird die bedeutsame Partie am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen Olympique Marseille nur von der Tribüne verfolgen.

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Nach seinem Ausraster im Halbfinal-Hinspiel beim FC Arsenal wehrte die UEFA einen Einspruch des 48-Jährigen gegen seine Sperre ab. „Traurigkeit“ fühle er deswegen, sagte der hitzköpfige Argentinier am Dienstag. „Weil ich nicht so nah dran sein kann, wie ich es gerne würde.“

Auf Spektakel an der Seitenlinie werden die 57.000 Zuschauer in Lyon trotzdem nicht verzichten müssen. Denn Simeones Vertreter Germán Burgos hat nicht nur das Format eines Türstehers, sondern musste auch schon mal vor einem tätlichen Angriff auf den Schiedsrichter bewahrt werden. „Wir haben dieselbe Vision vom Fußball. Alles was durch seinen Kopf geht, ist zweifellos auch das, was durch meinen Kopf geht“, sagte Simeone.

Es ist längst nicht nur seine Sperre, die die Spanier ähnlich wie die Chance auf den dritten Europa-League-Titel nach 2010 und 2012 beschäftigt. Die vergangenen Tage wurden von den anhaltenden Wechselgerüchten um Superstar Antoine Griezmann überlagert. Dass der französische Stürmer, dessen Heimatort Macon nur 45 Minuten von Lyon entfernt liegt, seit Wochen vom FC Barcelona umworben wird, „gefällt uns gar nicht“, sagte Mittelfeldspieler Koke.

Das Finale wird wohl zur Abschiedsvorstellung von Griezmann und würde ihm somit die letzte Chance bieten, einen großen Titel mit den Rojiblancos zu gewinnen. „Grizou ist der X-Faktor. Er kann Tore schießen und vorbereiten. Er kann zu jeder Zeit des Spiels gefährlich sein“, sagte OM-Star Dimitri Payet, der sich nach einer Muskelverletzung fit meldete. Favorit sind die Spanier aber nicht nur wegen Griezmann.

Bereits zum fünften Mal seit 2010 stehen sie in einem europäischen Finale. Marseille dagegen startet als Neuling ins Endspiel der 2009 eingeführten Europa League. Chancenlos ist die Mannschaft um die ehemaligen Bundesliga-Profis Luiz Gustavo und Hiroki Sakai aber längst nicht. Für die Fans des Champions-League-Siegers von 1993 könnte es nichts Schöneres geben, als im Stadion des großen Rivalen Olympique Lyon nach 25 Jahren wieder einen Europapokal-Erfolg zu feiern. Zehntausende in blau und weiß gekleidete Zuschauer werden die Franzosen anfeuern, mehr als 1000 Polizisten sollen innerhalb und außerhalb der Arena für Sicherheit sorgen.

Marseilles Abwehrspieler Adil Rami warnte die hitzigen Anhänger bereits davor, es zu übertreiben. „Ich hoffe, dass alles im Rahmen bleibt und nichts zerstört wird“, sagte der 32-Jährige. „Ich hoffe, wir sind alle intelligent genug, um diese Party nicht zu ruinieren.“ Denn für die Franzosen ist die Teilnahme an einem Europapokal-Finale ein seltenes Ereignis. Letzmals hatte Marseille 2004 im Endspiel des UEFA-Pokals gestanden und damals mit 0:2 gegen den FC Valencia verloren.

Luiz Gustavo weiß daher um die für viele wohl einzigartige Möglichkeit, einen internationalen Titel zu holen. „Das ist ein Finale, man arbeitet sein ganzes Leben für so eine Gelegenheit“, sagte Marseilles Abwehrchef, der 2013 mit dem FC Bayern München die Champions League gewonnen hat. Viele Tipps könne er seinen Mitspielern aber nicht geben. „Das Wichtigste ist, dass man Spaß hat.“