Stevens will mit Schalke „oben mitmischen“

Gelsenkirchen (dpa) - Der FC Schalke 04 geht auf Nummer sicher und setzt in der Not auf Rückkehrer Huub Stevens. „Wir wollen Stabilität und Sicherheit, keine Experimente machen. Huub kommt nach Hause - und sein Feuer brennt“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt zur Verpflichtung des Niederländers.

„Wir haben gesehen, dass andere Vereine mit erfahrenen Trainern Erfolg haben, wenn diese noch Feuer in sich haben“, so die Begründung von Heldt.

Zur offiziellen Vorstellung erschien der neue, alte Cheftrainer wie einst im Trainingsanzug und in Badelatschen. Bei der ersten Übungseinheit wurde er gleich mit Beifall begrüßt. Der 57 Jahre alte Stevens, mit dem die „Königsblauen“ von 1996 bis 2002 einige der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte feierten, erhält beim deutschen Fußball-Pokalsieger einen Vertrag bis zum 30. Juni 2013. Der Liebling der Fans tritt die Nachfolge von Ralf Rangnick an, der fünf Tage zuvor aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat. „Ich möchte mit Schalke ganz oben mitmischen“, kündigte Stevens an, schränkte aber ein: „Die Meisterschaft ist schon vergeben, an den FC Bayern.“

Allerdings wähnt er die Revierelf auf dem richtigen Weg. „Ich will fortführen, was Ralf Rangnick begonnen hat. Es ist viel Potenzial in der Mannschaft, aber die richtige Balance muss noch gefunden werden“, meinte Stevens. Die Rückkehr ist für den eher grimmigen Coach mehr als ein Job, sondern auch eine Herzensangelegenheit: „Einmal Schalke, immer Schalke. Dann freut man sich, wenn man zurückkehrt.“

Dies stößt bei Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies auf Gegenliebe. „Huub Stevens war unser Wunschkandidat. Er war auf Schalke, hat viel Erfolg hier gehabt und ich bin überzeugt, dass wir mit ihm weiterkommen“, sagte er dem Onlineportal „Sport1“.

Nicht nur Tönnies erwartet nach dem überraschenden Rücktritt von Rangnick und der schmutzigen Trennung von Felix Magath, dass nun Ruhe einkehrt. „Er wird Schalke die Tradition zurückgeben, die unter Felix Magath verloren gegangen ist“, sagte Marc Wilmots, Spieler der von Stevens trainierten „Eurofighter“-Generation der Zeitung „Die Welt“.

Stevens leitete bereits am Dienstagmorgen erstmals das Training in Gelsenkirchen. Mehrere Hundert Fans empfingen ihn mit Applaus. Einige der Schalker Profis wussten beim Eintreffen auf dem Trainingsgelände noch gar nichts von der Verpflichtung. Erst wenige Minuten vor Beginn der zweiten Ära Stevens wurden sie von Heldt und Geschäftsführer Peter Peters informiert. Am Ende ist es bei der Suche nach einem neuen Chefcoach des Bundesliga-Fünften sehr schnell gegangen. „Die Gespräche waren sehr positiv und harmonisch“, berichtete Stevens, der auch beim Hamburger SV im Gespräch war.

Nun wird er schon im Europa-League-Spiel gegen Maccabi Haifa und am Sonntag - pikanterweise - beim HSV auf der Bank sitzen. Ausgerechnet beim Stevens-Einstand verletzte sich Starstürmer Raúl, der einen Schlag gegen das Sprunggelenk bekam und um seinen Einsatz gegen Haifa bangen muss.

Mit Stevens werden auf Schalke die größten Erfolge der Clubgeschichte verbunden: Der Revierverein gewann 1997 unter seiner Regie den UEFA-Cup. 2001 und 2002 holten die Gelsenkirchener den DFB-Pokal. Zudem wurden die Schalker 2001 deutscher Vize-Meister. Die Fans wählten ihn 1999 zum „Jahrhunderttrainer“

Stevens ist mit fünf Jahren und neun Monaten der Trainer mit der längsten Amtszeit auf Schalke. 2002 ging er freiwillig, wechselte zu Hertha BSC, saß in der Bundesliga aber auch beim Hamburger SV und dem 1. FC Köln auf der Bank. Zuletzt war er bis April bei Red Bull Salzburg tätig, wo er im April trotz Vertrags bis 2012 allerdings vorzeitig gehen musste.