Verarmtes Portugal im siebten Fußball-Himmel
Lissabon (dpa) - Verarmt, verschuldet und fast bankrott - aber im Fußball im siebten Himmel. Portugal, das finanzielle Sorgenkind der Europäischen Union, diktierte im Viertelfinale der Europa League mit seinen drei Teams das Geschehen.
Der FC Porto und Benfica Lissabon stehen nach ihren klaren Hinspiel-Heimerfolgen über Spartak Moskau (5:1) und PSV Eindhoven (4:1) so gut wie sicher im Halbfinale. Sporting Braga verschaffte sich mit dem 1:1 bei Dynamo Kiew eine gute Ausgangsposition. Die Vormachtstellung der „Lusos“ wird nur vom spanischen CF Villarreal bedroht, der im vierten Spiel zu Hause Twente Enschede mit 5:1 vom Platz fegte.
Entsprechend groß waren der Jubel und der Stolz im ärmsten Land Westeuropas. „Höhenflüge“, titelte in großen Lettern auf Seite eins die Sportzeitung „Record“. Das Fachblatt „O Jogo“ geriet ebenfalls ins Schwärmen: „Na endlich: Dank der Ergebnisse von gestern können wir wieder träumen - nicht von Finanzhilfe, sondern von einem rein portugiesischen Endspiel in Dublin.“ Die Siegesserie hat schon Folgen: In der UEFA-Fünfjahreswertung sicherte sich Portugal den Sprung von Platz neun auf mindestens Platz sechs - und damit drei Champions-League-Plätze in der kommenden Saison.
Benfica-Coach Jorge Jesus sprach unterdessen von einer „perfekten Nacht“, warnte aber vor verfrühter Euphorie, denn im Fußball sei „ja alles möglich“. Vor 60 000 Zuschauern im Estadio da Luz hatten seine Schützlinge, die in der Zwischenrunde den VfB Stuttgart ausgeschaltet hatten, dank Treffer der argentinischen Nationalspieler Pablo Aimar (37.), Eduardo Salvio (45., 51.) und Javier Saviola (90.+4) den PSV abgefertigt. Für die von Fred Rutten trainierten Niederländer traf der kurz zuvor eingewechselte Zakaria Labyad (80.).
Portugals frisch gekürter Meister Porto ließ gegen Spartak Moskau ebenfalls nichts anbrennen. Der Kolumbianer Radamel Falcao erzielte drei Treffer der „Drachen“ (38., 84., 90.+2) und ist nun mit zehn Toren bester Goalgetter der League. Daneben trafen auch Silvestre Varela (65.) und Maicon (70.) für den Champions-League-Sieger von 1987 und 2004. Kirill Kombarow (71.) hatte zwischenzeitlich zum 1:3 für die enttäuschenden Gäste getroffen. Der 33 Jahre alte Porto-Trainer André Villas-Boas, daheim bereits als „neuer José Mourinho“ gefeiert, tönt: „Wir holen weitere Titel, die League und den Pokal“.
Kiew war bisher das torgefährlichste Team der Europa League, gegen den portugiesischen Provinzclub aus Braga mussten sich die Ukrainer nach dem Führungstor durch Andrej Jarmolenko (6.) und dem Ausgleich durch Oleg Gusev (13./Eigentor) allerdings mit einem Remis zufrieden geben. Zu allem Übel sah der nach der Pause eingewechselte Alt-Star Andrej Schewtschenko in der 62. Minute die Gelb-Rote Karte.
Der FC Villarreal, der Bayer Leverkusen im Achtelfinale aus dem Wettbewerb geworfen hatte, darf nach seinem Kantersieg über den niederländischen Meister und Spitzenreiter schon für die Semis voraussichtlich gegen Porto planen. Carlos Marchena (22.), Borja Valero (43.), Nilmar (45.+1, 81.) und Giuseppe Rossi (55.) trafen für den Tabellenvierten der spanischen Liga. Marc Janko gelang in der Nachspielzeit nur noch Ergebniskosmetik (90.+1). Die Rückspiele finden am nächsten Donnerstag statt, das Finale steigt am 18. Mai in Dublin. Die Halbfinals sind für den 28. April und 5. Mai terminiert.