Wolfsburg glanzlos in K.o.-Runde: 3:0 in Lille

Lille (dpa) - Nicht glanzvoll, aber äußerst effektiv: Mit dem 3:0 (1:0) beim OSC Lille hat sich der VfL Wolfsburg am Donnerstag für die K.o.-Runde der Europa League qualifiziert und damit den Erfolg der deutschen Clubs im Europapokal perfekt gemacht.

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Im letzten Vorrundenspiel schossen Vieirinha (45.+ 1) und Ricardo Rodriguez (65./89.-Handelfmeter) den Bundesliga-Zweiten trotz 35-minütiger Unterzahl zum Sieg und sicherten damit Platz zwei in der Gruppe H hinter dem FC Everton.

Vor 30 000 Zuschauern im Stade Pierre Mauroy sah Josuha Guilavogui in der 55. Minute wegen eines Remplers die Gelb-Rote Karte. VfL-Keeper Diego Benaglio hielt das zu Null fest, als er einen umstrittenen Foulelfmeter von Divock Origi parierte (76.). Im ersten Spiel der K.o.-Runde im Februar muss der VfL neben Guilavogui wegen einer Gelb-Sperre auch auf Luiz Gustavo verzichten.

„Die erste Halbzeit war unsere schlechteste im Europapokal. Deshalb war das Tor natürlich sehr hilfreich“, bilanzierte VfL-Trainer Dieter Hecking bei Kabel1. „Das Weiterkommen heute war für uns alle unheimlich wichtig. Das war nach den letzten Wochen wie das Tüpfelchen auf dem i. Nach dem 1:0 konnten wir natürlich auf unsere Chancen warten“, sagte Schlussmann Benaglio im TV-Sender Sky. „Die Mannschaft hat heute bewiesen, dass sie Nervenstärke besitzt“, urteilte Abwehrspieler Robin Knoche.

Hecking hatte vor der Partie unter geschlossenem Hallendach vollmundig angekündigt, auf Sieg spielen zu wollen. Doch davon war bis kurz vor der Pause wenig zu sehen. Denn der seit mehr als zwei Monaten sieglose OSC Lille verstand es sehr geschickt, das gefürchtete Aufbauspiel des VfL zu unterbinden. Der Bayern-Verfolger agierte verhalten und suchte vergebens seinen Rhythmus. Weder die Defensivstrategen Naldo und Luiz Gustavo noch der zuletzt starke Kevin De Bruyne als Ideengeber bekamen Zugriff auf das Spiel.

Heckings Warnungen vor dem um seine letzte K.o.-Runden-Chance kämpfenden Gegner erwiesen sich als durchaus begründet. Denn die in der Ligue 1 auf den 15. Platz zurückgefallenen Franzosen starteten mit viel Biss und kamen bereits in der 7. Minute zu einer ersten großen Chance, als Ricardo Rodriguez seinen Gegenspieler Ryan Mendes ungehindert flanken ließ. Beim Kopfball von Idrissa Gueye stand der Pfosten Wolfsburgs Keeper Diego Benaglio rettend zur Seite.

Und die Abwehr der Niedersachsen wackelte auch in der Folgezeit immer wieder bedenklich. Sechs Minuten vor dem Pausenpfiff lenkte der Schlussmann einen Origi-Schuss zur Ecke. Auf der Gegenseite wurde Lilles Abwehr um den Ex-Wolfsburger Simon Kjaer von der VfL-Offensive vor keine ernsthafte Probe gestellt - bis De Bruyne in der Nachspielzeit ein genialer Pass auf Ivan Perisic gelang. Das Zuspiel des Kroaten verwertete Vieirinha zur überaus glücklichen Führung. „Wir haben es teilweise halbherzig gemacht. Gott sei Dank ist uns dann das Tor gelungen“, sagte VfL-Sportdirektor Klaus Allofs zur Pause im TV-Sender Sky erleichtert.

Der Treffer verlieh dem Spiel der „Wölfe“ die lange vermisste Sicherheit. Luiz Gustavo (54.) sowie der eingewechselte Bas Dost und Perisic (55.) in einer Doppelchance gegen OSC-Keeper Vincent Enyeama verpassten das 0:2. Doch statt der vorzeitigen Entscheidung verlor der VfL wenig später Guilavogui durch Gelb-Rot. Mit einem genau ins Toreck gezirkelten Freistoß ersparte Rodriguez seiner Mannschaft dann aber das große Zittern und machte das Weiterkommen endgültig perfekt. Mit seiner Elfmeter-Parade gegen Origi raubte Benaglio den Franzosen den letzten Funken Hoffnung auf eine Wende.