Abwehrtalent Tah: "Relegation zwischen Fortuna und HSV wäre der Horror"

Eigentlich sei er für die 2. Bundesliga verschenkt, hatte sein Trainer Oliver Reck nach wenigen Spielen von Jonathan Tah für die Fortuna bereits erkannt. Die 18 Jahre alte Leihgabe des Hamburger SV hat im Sturm die Herzen der Fans — auch der weiblichen — erobert und mit seiner starken und konstanten Leistung auch spielerisch überzeugt. Wir sprachen im Trainingslager mit dem Abwehrspieler.

Ist vom Hamburger SV an die Fortuna ausgeliehen: Der 18-jährige Jonathan Tah.

Foto: Christof Wolff

Estepona. Der 18-jährige Jonathan Tah hat bisher mit starken und konstanten Leistungen bei der Fortuna überzeugt. Im WZ-Interview abseits des Vorbereitung im spanischen Estepona spricht die Leihgabe des HSV über seine Leistungen, seine Rolle in der Abwehr und die Ziele in der 2. Liga.

WZ. Herr Tah, wie wohl fühlen Sie sich in Düsseldorf nach einem halben Jahr?

Jonathan Tah: Ich fühle mich sehr wohl - in der Mannschaft, aber auch in der Stadt. Ich denke, das hat man auch gemerkt. Wir können sportlich auch zufrieden sein und wollen in der Rückrunde noch mal richtig angreifen.

Sind Sie wirklich zufrieden? Es entstand der Eindruck, dass die Fortuna ein paar Punkte liegen gelassen hat.

Tah: Das stimmt, aber in den Spielen gegen die Teams, die oben stehen, haben wir richtig gute Leitungen gebracht.

Was für ein Gefühl hat ein 18-Jähriger, der plötzlich von einem Bundesligisten zu einem Zweitligisten ausgeliehen wird?

Tah: Es kam nicht so plötzlich. Ich habe nicht viele Einsätze bekommen beim HSV und keine Chance gesehen, wirklich dauerhaft zu spielen. Deshalb war es nicht so überraschend. Ich bin halt erst 18, kann mich freuen, dass ich schon Bundesliga-Spiele gemacht habe und in der 2. Liga gut angekommen bin. Jetzt versuche ich so viel wie möglich zum Einsatz zu kommen. Ich glaube, dass ich mich hier super weiterentwickeln kann.

Warum sind Sie als 18 Jähriger schon so cool und wirken so erwachsen?

Tah: Ich war schon früh sehr selbstständig, weil ich nur bei meiner Mutter aufgewachsen bin, die berufstätig war. Da musste ich viel allein organisieren, und dadurch kam die Selbstständigkeit. Es freut mich jedenfalls so etwas zu hören.

Wie bewerten Sie den Unterschied zwischen der ersten und zweiten Liga, auch bei der Qualität der Stürmer?

Tah: Bei den Stürmern, gegen die ich in der 2. Liga gespielt habe, waren ein paar dabei, die richtig stark waren und ich nicht so gut eingeschätzt hatte. Überhaupt hat die 2. Liga eine sehr gute Qualität. Jeder kann da jeden schlagen. In der ersten Liga versuchen vielleicht einige Mannschaften noch mehr Fußball zu spielen, in der 2. Liga wird teilweise nur mit langen Bällen gespielt.

Sie haben meist sehr gute Spiele abgeliefert. Nur gegen Aalen und Sandhausen hat es nicht so geklappt. Was war da los?

Tah: Ich habe es natürlich selber gemerkt und jeder anderer wohl auch, dass da nicht viel zusammengelaufen ist. Das war auch gut so, weil ich dann so viel Unterstützung von außen und von den Mitspielern erhalten habe. Es läuft eben nicht alles von allein. Und ich habe auch selbst versucht, mich wieder zu pushen. Ich bin 18 Jahre alt und kann Fehler machen. Es ist sehr wichtig, dass der Trainer auch dann da ist, wenn es schlecht läuft. Das zeichnet den Trainer auch aus. Und ich bin ein Mensch, der das Positive aus solchen Situationen mitnimmt.

Wann sehen wir Ihr erstes Kopfball-Tor?

Tah: Möglichst bald. Bei den Kopfbällen in der Abwehr komme ich ja auch oft genug an den Ball. Da muss ich wohl vorne noch ein wenig dran arbeiten.

Wie hart ist der Dreikampf um zwei Positionen in der Innenverteidigung zwischen Ihnen, Adam Bodzek und Bruno Soares?

Tah: Das Verhältnis unter uns ist super. Klar, es gibt diesen Konkurrenzkampf, aber wir verstehen uns untereinander gut. Jeder versucht seine Leistung zu bringen.

Wie war es, im letzten Spiel vor Weihnachten auf der Sechser-Position zu agieren?

Tah: Zunächst war ich ein bisschen verloren, hatte es zuvor nur einmal in einem Testspiel für den HSV ausprobiert. In der zweiten Hälfte ich mich dann reingefunden. In der Innenverteidigung ist das besser, weil ich dann das ganze Spielfeld vor mir habe.

Wie schwer ist es, in einem halben Jahr die Fortuna wieder verlassen zu müssen?

Tah: Ich beschreibe es so, dass ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen werde. Die Jungs sind mir alle ans Herz gewachsen und ein solcher Abschied ist schon schwer. Das war mir von Anfang an bewusst, aber Hamburg ist auch meine Heimat. Ein möglicher Aufstieg mit Fortuna wäre dann das Highlight. Eine Relegation zwischen Fortuna und dem HSV wäre für mich dagegen der Horror.