Der zweifelnde Riese

Fussball Oliver Reck bereitet Fortuna Düsseldorf in Spanien auf die zweite Saisonhälfte vor. Und sich auf seine vielleicht wichtigste Phase als Trainer.

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Malaga. Für gar nicht so wenige Fans von Fortuna Düsseldorf ist eine Sache nicht verhandelbar: Am Ende der Saison muss der Traditionsclub den Aufstieg in die Bundesliga geschafft haben. Zwischenstand: Platz 6, zwei Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz, 15 mal 90 Minuten sind noch zu absolvieren. Alles zu steigern — aber eben auch alles noch drin.

Zweifellos haben Mannschaft und Trainer Oliver Reck diesen Druck in der Hinrunde besonders zu spüren bekommen, als der vermeintliche Gigant der Liga von den Underdogs Aalen und Sandhausen am Nasenring durch die Arena geführt wurde. Und „Riese Reck“, der so bezeichnet vom Boulevard wenige Monate vorher noch als Retter gefeiert worden war, nur hilflos zusehen konnte. Weil seine Spieler ohne Form und sichtbares Konzept angetreten waren. Und weil eine Verletzungswelle auch vor Leistungsträgern wie Sergio Pinto und Lukas Schmitz nicht Halt gemacht hatte.

Zwar ging es zum Jahresende wieder ein wenig aufwärts, doch die Leistungen in Braunschweig (1:2) und gegen Union Berlin (1:0) verheißen nicht unbedingt einen Durchmarsch in den verbleibenden 15 Saisonspielen.

Jetzt ist Reck gefordert. Auf dem Trainingsplatz im sonnigen Estepona sind bis auf Mittelfeldspieler Christopher Avevor alle Spieler an Bord. Beste Voraussetzungen. Reck muss nun den Erfolgsweg aufzeigen, voran gehen. Und aus dem Kader, von dem viele sagen, er sei der beste der 2. Liga (auf jeden Fall ist er der zweitteuerste nach dem Nürnberger Kader) alles herausholen. Dabei schien es zuletzt, als habe auch der Trainer die Rückschläge nicht so einfach weggesteckt.

Die Dinge haben sich geändert: In der vergangenen Saison war er „nur“ Interimscoach für oder nach Lorenz-Günther Köstner, hatte nichts zu verlieren und konnte ohne Erwartungsdruck seine Arbeit machen. Der 49 Jahre alte Ex-Bundesliga-Profi war erfolgreich, weil er den richtigen Ton traf. Reck kann motivieren. Und er kann ein Team zusammenschweißen. Es schien, als könne er über Wasser gehen. Die Stimmung in Düsseldorf war großartig, jenen Zweiflern, die Reck das Amt nicht zugetraut hatten, gingen die Argumente aus. Und die Fortuna reagierte, der Verein kam gar nicht umhin, ihm das Vertrauen auszusprechen. Mit einem Taktikfuchs an seiner Seite, den Co-Trainer Joti Stamatopoulos darstellt, wollte man allen Zweifeln vorbeugen, dass Reck in taktischer Hinsicht gewisse Schwächen habe.

Das Trainerteam funktioniert. Und doch gab es Probleme, standen taktische Ideen und zu enorme Risikobereitschaft dem Erfolg schon mal im Weg. Und Reck? Fühlte sich zunehmend angegriffen, kritisiert — und unter Druck gesetzt. Der Trainer redet von einer Platzierung im oberen Drittel als Saisonziel, die Fans wollen mehr. „Wir haben Großes vor“, sagte Reck zum Trainingsauftakt. Die Anhänger werden ihn daran messen. Und vom ersten Spiel an, am 8. Februar beim Karlsruher SC, darauf schauen, wie sich Fortuna Düsseldorf weiterentwickelt hat.