Albrecht Woeste im Interview: „Die Identifikation steigt“
Aufsichtsratsmitglied Albrecht Woeste spricht über seine Beziehung zur Fortuna und seinen Einfluss auf die Zukunft des Clubs.
Düsseldorf. Die personellen Verstärkungen des Sommers haben Fortuna Düsseldorf in der 2. Fußball-Bundesliga weiter gebracht. Das gilt nicht nur für die Mannschaft sondern auch für den Aufsichtsrat. Albrecht Woeste, bis vor kurzem Vorsitzender des Aufsichtsrats und des Gesellschafterausschusses der Henkel AG & Co. KGaA, ist ein absoluter Gewinn für den Verein, weil der 74-Jährige waschechte Düsseldorfer viel Erfahrung mitbringt und Fortuna seit seiner Jugendzeit im Herzen trägt.
Woeste: Wir wohnten in den Nachkriegsjahren auf der Freytagstraße und damit nicht weit weg vom Flinger Broich. Wir sind zu Fuß und mit Fahne zu den Spielen gegangen und haben dann einen Paul Janes aus liegender Perspektive von der Seitenlinie aus angefeuert. Fortuna war immer mein Freund. Ich war bei den Pokalsiegen gegen Hertha und Köln 1979 und 1980 dabei. Es gab immer wieder Berührungspunkte, da ich unter anderem als Sportwart im Tennisbezirk und später im Galopprennsport tätig war.
Woeste: Fortuna ist nicht immer gut gemanagt worden. So gab es mal eine Zeit, als ich schon für den Verein tätig werden wollte. Ich bin dann sogar für den ehemaligen Fortuna-Präsidenten Peter Förster mal in die Bütt gestiegen, damit dieser nicht die Brocken hinwirft. Dann gab es auch das Angebot, innerhalb des Vereins zu helfen. Doch es wurde damals eine andere Lösung gefunden.
Woeste: Ich bin vom Ex-Sparkassen-Chef Hans Schwarz angesprochen worden, mit ihm und Christian Veith für den Aufsichtsrat zu kandidieren. Schwarz disqualifizierte sich durch einige unverständliche Aktionen. Ich hätte mit ihm dann auch nicht mehr zusammengearbeitet. Ich will ja auch nichts mehr, als Ruhe im Verein. Das ist das Wichtigste.
Woeste: Ich war sehr erfreut, dass es um den Verein besser stand, als ich es erwartet habe. Der Vorstand macht gute Arbeit, die Geschäftsführung auch. Die sind alle auf ihrem Gebiet richtig gut. Und über die sportlichen Erfolge muss man ja nicht weiter sprechen.
Woeste: Da ist alles in bester Ordnung. Wir sind ein gutes Team. Dirk Kall als Vorsitzender macht das sehr gut. Ich will da keinen rauskicken. Den Ehrgeiz habe ich überhaupt nicht.
Woeste: Zunächst bin ich dabei zu lernen. Es macht mir Spaß, für diesen Verein tätig zu sein. Die Fortuna muss sich stabilisieren und Entscheidungs-Prozesse transparenter machen. Wir werden nun schauen, in wie weit der Verein und seine Entscheidungsträger für die Zukunft gerüstet sind. Im finanziellen Bereich haben wir einen Ausschuss gegründet, in der sich Heinrich Pröpper, Burchard von Arnim und ich auch um die Nachfolgeregelung von Werner Sesterhenn kümmern. Ich muss mir Zeit nehmen, um das zu analysieren. In der ersten Bundesliga müsste jedenfalls alles noch professioneller laufen.
Woeste: Dazu brauchen wir nicht nur eine bessere Mannschaft. Da ist es nicht damit getan, mal eben fünf Spieler zu verpflichten. Die Mannschaft muss vielmehr mit ihren Aufgaben wachsen. Wir wollen auch als Verein nicht unvorbereitet aufsteigen, obwohl wir uns nicht dagegen wehren würden. Ein gesundes, organisiertes Wachstum über mehrere Jahre wäre besser. Wir sind ja angetreten, um eine langfristige Perspektive zu entwickeln. Es wächst auf jeden Fall etwas heran.
Woeste: Fortuna ist sehr wichtig für die Stadt. Und ich war überrascht, dass viele Menschen, die eigentlich nichts direkt mit der Fortuna oder dem Fußball zu tun haben, so sensibilisiert wurden durch den Aufstieg und die jüngsten Erfolge. Es herrscht eine unglaubliche Begeisterung. Deshalb hat die Fortuna ein unglaubliches Potenzial. Und ich hoffe, dass auch die großen Unternehmen irgendwann die Fortuna richtig entdecken. So lange Negativschlagzeilen ausbleiben, Quärelen vereinsintern geregelt werden und Ruhe herrscht, ist dieser Verein interessant. Und es werden sich immer mehr mit der Fortuna identifizieren.