Fußball Als Fortuna der Stecker gezogen wurde

Düsseldorf · Auch Trainer Uwe Rösler hat keine Ahnung, was nach einer Stunde mit seinem Team im Spiel gegen Hertha BSC passiert ist.

Nach seinem Treffer zum 2:0 gegen Hertha BSC freut sich Erik Thommy auf seine Weise. Die Leihgabe aus Stuttgart zählte erneut zu den besten Fortunen.

Foto: Wolff/Christof Wolff

In der Haut von Uwe Rösler wollte nach Abpiff am Freitag auch niemand stecken. Der Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf sollte eine Erklärung finden für eine zweite Hälfte, die eine Stunde vorher noch niemand für möglich gehalten hatte. Der 51-Jährige tat sich sehr schwer, und man merkte ihm an, dass er extrem sauer auf seine Mannschaft war. So nahe war die Fortuna dran, einen wichtigen und großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen. Das Rösler-Team wäre am Freitagabend an Mainz vorbeigesprungen und hätte nur noch drei Punkte Rückstand auf die Berliner gehabt. Das war die Theorie nach 45 Minuten Powerfußball mit drei schönen Toren. Auch die erste Viertelstunde nach der Pause war noch kontrolliert und bewusst gespielt.

Nach dem unglücklichen Eigentor, bei dem Erik Thommy gar nicht wusste, wie ihm geschah, gab es plötzlich die große Unordnung im Spiel der Fortuna. Es schien so, als hätte jeder Spieler in rot und weiß plötzlich vergessen, was sein Auftrag ist. Warum die Mannschaft mit sechs Spielern nach vorne ging und dem Gegner freiwillig genug Raum zum Kontern ließ, ist nicht erklärbar. Auch beim 3:3 konnten die Berliner locker in den freien Raum spielen und kamen so zum Elfmeter. Der späte Pfostenschuß von Cunha war nach dem gleichen Muster entstanden.

Diesmal hatte der Trainer den Spielern nichts zu sagen

Nach jedem Spiel versammelt Uwe Rösler kurz seine Spieler, um noch ein paar Worte an sie zu richten. Zu loben, wenn es etwas Positives gegeben hat, aber auch schon auf die Dinge einzugehen, die sein Team hätte besser machen können. Diesmal musste der Trainer auf diese Ansprache verzichten. Er wollte damit sich und seine Spieler schützen, so sauer war er über das, was in der zweiten Hälfte geschehen war. Warum sein Team sämtliche taktsichen Vorgaben außer Acht gelassen hat, ist das eine Thema. Aber warum die Fortuna eine Zweikampfquote von 37 Prozent nach Abpfiff von den Statistikern präsentiert bekommt, lässt auch einen so erfahrenen Trainer wie Uwe Rösler ratlos zurück.

Es schien fast so, als hätte mit der Auswechslung von Kenan Karaman Fortunas Glücksbringer den Platz verlassen. Nana Ampomah hatte jedenfalls kein Glück, als er beim vermeintlichen Treffer zum 4:3 mit der Schulter zu weit vorne und damit im Abseits stand. Das Zutrauen war weg, die Offensivzweikämpfe wurden nur noch halbherzig geführt, Kontersituationen nicht mehr konsequent ausgespielt. Das lag vor allem daran, dass das Selbstvertrauen wie vom Regen weggewaschen zu sein schien.

Pokalspiel ist die Chance, schnell alles vergessen zu machen

Zum Glück können die Fortunen mit einem Erfolg im Pokal schnell alles halbwegs vergessen machen. Aber mit angeknackstem Selbstvertrauen ist die Aufgabe in Völklingegen beim 1. FC Saarbrücken nicht unbdingt einfacher geworden. „Ich war auch als Spieler so, nach Enttäuschungen möglichst schnell wieder spielen zu wollen“, sagte Uwe Rösler, der diesmal sicherlich ein paar Änderungen in der Startformation vornehmen wird. Vielleicht erhält dann auch ein völlig unbelastet ins Spiel gehender Kelvin Ofori mal die Chance, von Anfang an auflaufen zu dürfen.

Positiv ist tatsächlich, dass die Fortuna gegen einen Gegner wie Freiburg zwei und gegen Berlin drei Tore erzielt hat. Die Offensive erscheint im Augenblick nicht das Problem zu sein – eher Einstellung und Defensive. Doch mit dem Ziel vor Augen, das Halbfinale im DFB-Pokal erreichen zu können, sollten Konzentration und Moral unbedingt passen.