Düsseldorf freut sich auf Bayern München Aufsteiger fordert Meister: Fortuna Düsseldorf kann, Bayern muss

Düsseldorf · Für Fortuna Düsseldorf hat das Spiel am Sonntag „Kür-Charakter“. Bayern München dagegen darf sich keinen Ausrutscher erlauben.

Eine Szene aus dem Hinspiel, die die Fortuna gerne wiederholen würde: Dodi Lukebakio (l.) erzielt gegen Niklas Süle einen Treffer.

Foto: dpa/Matthias Balk

Das Drehbuch der Bundesliga-Saison hatte für dieses Spiel eigentlich ein anderes Szenario vorgesehen. Das Aufeinandertreffen von Fortuna Düsseldorf und dem FC Bayern München hätte am 29. Spieltag der (Abstiegs-)Kampf des Aufsteigers gegen den schon feststehenden Abonnements-Meister sein sollen – wenn alles gekommen wäre wie zu erwarten. Für das Team von Friedhelm Funkel und für den am Spannung interessierten deutschen Fußball-Fan kommt es zum Glück anders: Fortunas Klassenerhalt ist gesichert, und so will der Aufsteiger gut gerüstet am Sonntag (15.30 Uhr) in heimischer Arena in den Meisterschaftskampf eingreifen.

Der Tabellenführer aus München will sich nach dem klaren Erfolg gegen Dortmund am letzten Spieltag nicht mehr aufhalten lassen. Im Training waren Robert Lewandowski und Kingsley Coman am Donnerstag handfest aneinandergeraten. „Es wird keine Geldstrafe geben, weil die Jungs einsichtig waren“, sagte Trainer Nico Kovac am Freitag nach einem Gespräch mit den Streithähnen. Kovac spielte die Sache bewusst herunter. Man könne die Sache ja auch positiv bewerten, meinte der Trainer: „Wir leben!“

Wären da nicht das 3:3 im Hinspiel und die vielen Achtungserfolge der Düsseldorfer gegen Spitzenmannschaften gewesen, spräche am Sonntag alles für eine klare Angelegenheit. So aber hat das Spiel das Potenzial, ein überraschendes Ende zu nehmen. Für Düsseldorf hat dieses Spiel „Kür-Charakter“. Längst haben die Planungen für das zweite Bundesliga-Jahr begonnen, und das wird erfahrungsgemäß deutlich schwerer. Aufsteiger sind im ersten Jahr oft eine verschworene Gemeinschaft und leben von der Begeisterung, Bundesliga spielen zu dürfen. Vor dem zweiten Jahr kommt es fast immer dazu, dass die besten Spieler von anderen Vereinen, die in der Liga-Hierarchie höher stehen, abgeworben werden.

So wird es auch bei der Fortuna sein. Es wäre eine Sensation, aber es ist völlig unrealistisch, dass das Team von Friedhelm Funkel alle Leistungsträger halten könnte. Dodi Lukebakio wird nicht zu finanzieren sein, und andere Spieler werden sicherlich mit lukrativen Angeboten weggelockt. Das könnte auf Spieler zutreffen wie Benito Raman, Kaan Ayhan und Kevin Stöger, um nur die bisher herausragenden Kräfte der Fortuna zu nennen. Während Lukebakio bei zahlreichen Clubs im Gespräch sein soll, hat inzwischen auch das Wettbuhlen um Raman, Ayhan und Stöger begonnen.

Raman und der Traum von der Premier League

Für Fortuna wäre es eine Riesenleistung, zumindest zwei dieser drei wichtigen Spieler zu halten. Doch wenn AS Rom für Stöger mitbietet, und der Spieler sich geschmeichelt fühlt, wird es schwierig, den durchgestarteten Österreicher zu halten. Bei Kaan Ayhan schwingen immer noch die Sympathien für den Ex-Club Schalke 04 mit, der angeblich auch Interesse an Lukebakio Interesse hat. Aber auch Clubs wie Mönchengladbach oder Frankfurt sollen inzwischen die Fühler nach Ayhan ausgestreckt haben.

Dass Raman den Traum hat, irgendwann in der Premier League zu spielen, ist kein Geheimnis. Der Belgier hat den Vorteil, ins Beuteschema vieler englischer Clubs zu passen, denn Tempo und Torgefährlichkeit sind seine Trümpfe. Einziger Trost wäre, dass ziemlich viel Geld in die Kasse der Fortuna fließen würde. Ramans Vertrag läuft noch bis 2022.

„Die ganzen Spekulationen lassen mich kalt. Da fließt noch viel Wasser den Rhein runter“, sagt Fortunas Trainer Friedhelm Funkel. „Wenn man hört, mit welchen Vereinen da die Spieler in Verbindung gebracht werden, gehört viel Fantasie dazu. Die habe ich nicht.“ Aber er sei nicht blauäugig: „Ich weiß, dass wir Spieler verlieren werden, das werden wir versuchen zu kompensieren.“ Ein Vorteil ist in jedem Fall die frühe Planungssicherheit, was auch bereits zur ersten Verpflichtung für die neue Saison in Person von Thomas Pledl geführt hat. Der Noch-Ingolstädter ist Außenbahnspieler, und diese Verpflichtung macht deutlich, für welche Positionen die Fortuna sucht und suchen muss.

Das Spiel gegen die Bayern ist wieder eine Möglichkeit für die Spieler, sich bei dieser viel beachteten Veranstaltung ins Schaufenster  zu stellen und Werbung für die eigene Person zu treiben. Doch nicht nur deswegen werden sich die Fortunen mit aller Leidenschaft in dieses besondere Spiel stürzen. Sie haben keinen Druck, sondern nur eine Riesen-Vorfreude auf einen Gegner, der sich keine Blöße erlauben darf.