Axel Bellinghausen: „Wir werden länger brauchen“
Axel Bellinghausen glaubt aber an den Klassenerhalt für Fortuna Düsseldorf. Der Aufsteiger habe den Teamgeist als Faustpfand.
Düsseldorf. Er war der erste Zugang, er ist vielleicht auch der wichtigste neue Spieler der Fortuna. Axel Bellinghausen wird neben Kapitän Andreas „Lumpi“ Lambertz die Identifikationsfigur für die Fans des Bundesliga-Aufsteigers in der kommenden Saison. Wir sprachen mit dem 29-Jährigen.
Herr Bellinghausen, Sie sind zurück in Ihrer Stadt, bei dem Verein, an dem Sie mit dem Herzen hängen. Wie kam es dazu?
Axel Bellinghausen: Fortuna hat Interesse bekundet, ich hatte Interesse, und es stand fest, dass ich Augsburg verlassen soll. Ich habe es nie daran festgemacht, in welcher Liga der neue Verein spielt. In Düsseldorf kam natürlich die alte Verbundenheit dazu. Es gab diverse Angebote, aber als ich mit Fortuna zusammensaß und es konkreter wurde, habe ich mich schon riesig gefreut. Es hat gut gepasst, der Aufstieg war dann sensationell, und ich habe mich doppelt gefreut.
Sie waren Publikumsliebling in Augsburg, warum hat man Sie gehen lassen?
Bellinghausen: Es wurde lange nicht mit mir gesprochen, im Winter gab es so eine Richtung, dass es wohl auseinandergeht. Ich war auch verletzt. Dann haben wir unser Fühler ausgestreckt. Ich war auf jeden Fall nicht auf der Flucht. Es ist alles fair gelaufen, so dass ich Augsburg am ersten Spieltag jedem in die Augen schauen kann, wenn wir dort spielen. Es schließlich auch die sportlich beste Zeit meiner Karriere.
Axel Bellinghausen zu den vielen neuen Spielern bei Fortuna
Fühlen Sie denn jetzt den großen Erwartungsdruck?
Bellinghausen: Emotionalität und Professionalität muss man ein wenig trennen. Ich spiele da unten ja auch nicht alleine. Ich habe mir den Mannschaftssport schon ganz bewusst ausgesucht. Es kann passieren, dass ich mal fünf Flanken in Folge hinters Tor schlage und die Ordner in Deckung gehen müssen. Und dann werde ich Spiele habe, in denen ich für die Mannschaft wichtig bin. Ich stehe für ehrliche Arbeit und habe die überall abgeliefert. Daran will ich hier anknüpfen und nicht so sein, wie es vielleicht manche wollen.
Wird denn aus den 18 neuen Spielern schnell ein Team bei der Fortuna?
Bellinghausen: Wir sind als Neue ja in der Überzahl. Ohne einen Schnellschuss zu wagen, hatte ich nach wenigen Tagen den Eindruck, dass das Klima in der Mannschaft gut ist. Jeder hat sich toll integriert, die Alten haben uns auch gut aufgenommen. Jeder bringt seine Persönlichkeit hier ein. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit und wird für uns zum Faustpfand, dass wir über die Geschlossenheit und den Teamgeist kommen werden. Natürlich müssen wir uns dann noch auf dem Platz richtig kennenlernen. Alle sagen, das kann nicht funktionieren, wir wollen das Gegenteil beweisen.
Wann wird das Team dort funktionieren?
Bellinghausen: Das Potenzial dazu ist da. Ich könnte mir vorstellen, dass wir ein wenig länger brauchen werden. Es muss ja nicht so lange dauern wie in Augsburg, wo wir erst am 9. Spieltag den ersten Sieg landen konnten. Ich hoffe aber, dass es hier deutlich schneller geht. Nach den ersten Spielen wirst du erst sehen, wo du genau stehst. Wir werden gut fit sein und marschieren können. Aber es kommt auch der Druck dazu. Deshalb müssen wir immer an uns glauben, egal was passiert. Auch die Fans sind da gefordert. Wichtig ist, Enttäuschungen richtig wegzustecken.
Und wie sieht das auf dem Platz aus?
Bellinghausen: Wir müssen Woche für Woche 100 Prozent geben. Ansonsten wird es schwierig. Da muss man nicht drum herum reden.
Was sagen Sie zu den 31 000 Dauerkarten, die bereits von den Fortuna-Fans gekauft wurden?
Bellinghausen: Vor neun Jahren hat man noch gesagt, Fortuna wäre ein schlafender Riese. Der war ja schon fast ins Koma gefallen, so tief und fest hat er geschlafen. Jetzt ist es sensationell, was da im Stadion und in der Stadt abgeht. Das ist das, wofür du angefangen hast Fußball zu spielen.
Können Sie es denn noch abwarten, bis es endlich losgeht?
Bellinghausen: Einige sagen, es wäre ein Traum, wenn es jetzt schon losgeht. Ich werde nicht müde zu betonen, dass wir uns auf einem guten Wege befinden. Die Frische kommt jetzt, nachdem die Grundlagen für die Fitness gelegt sind. Uns kam die lange Vorbereitung entgegen, weil das Kennenlernen gerade für uns mit so vielen Neuen wichtig ist.
Wie empfinden Sie das Training von Norbert Meier und in welcher Rolle möchte er Sie sehen?
Bellinghausen: Ich habe schon einiges erlebt, aber ich war jetzt in der Vorbereitung zwischenzeitlich richtig kaputt, so lecker kaputt, dass man weiß, es tut gut. Man muss nicht in den ersten vier Wochen der Vorbereitung völlig fit sein. Mit geht es jetzt jeden Tag besser. Auf meiner Position fordert Meier etwas anderes ein als Jos Luhukay in Augsburg. Da habe ich ihn am Anfang auch ein paar Nerven gekostet. Ich will Verantwortung übernehmen, und dafür bin ich geholt worden. Es war immer mein Naturell, Ärmel hochkrempeln und vorweg gehen. Aber es gibt sechs sieben andere, die hier in die Bresche springen, wenn es irgendwo hakt.
Was halten Sie von Ihrem Trainer?
Bellinghausen: Es ist ganz wichtig, so einen Trainer an der Spitze zu haben. Das Tolle bei ihm ist, dass er sich nicht so wichtig nimmt und sich immer vor die Mannschaft stellt. Als Spieler kannst Du dann in einer Seelenruhe arbeiten und Du bist nicht angreifbar. Nur intern kann es dann auch schon mal anders zur Sache gehen. Aber es muss dann auch intern bleiben.
Ist es etwas Besonderes, erneut mit Andreas Lumpi Lambertz zusammenzuspielen?
Bellinghausen: Natürlich sucht es seinesgleichen. Lumpis Werdegang von der größten Schattenseite ins Rampenlicht. Und ob es das gegeben hat, dass zwei Spieler, die in der Regionalliga noch zusammengespielt haben, sich in der Bundesliga wiedertreffen, weiß ich nicht. Wir beide sehen das alles locker, haben uns nie aus den Augen verloren, machen aber nicht jeden Tag etwas gemeinsam und müssen uns neu kennenlernen.
Was hat sich in Düsseldorf für Sie verändert?
bellinghausen: Es gibt hier jetzt mehr Baustellen. Früher war in der Stadt Fortuna nicht Gesprächsthema Nummer eins. Damals habe ich Bundesligaspieler in der Stadt getroffen und fast noch um ein Autogramm gebeten. Nach sieben Jahren ist man flügge geworden. Der familiäre Rückhalt ist aber nach wie vor da.