Fortuna Düsseldorf Corvin Grüllich: „Es gibt eine neue Demut unter den Fortuna-Fans“
SCD-Vorstand Corvin Grüllich sieht endlich eine veränderte Erwartungshaltung bei den Anhängern.
Düsseldorf. Wenn Fortunas Trainer Friedhelm Funkel in Pressekonferenzen und Interviews von den Fans spricht, dann lobt er stets das gute Gespür des rot-weißen Anhangs. Für bestimmte Situationen etwa, wie während und nach des Spiels gegen Dresden, das mit 0:3 verloren ging und das Team dennoch mit Applaus bedacht wurde. Die Fans sind den im zurückliegenden Sommer eingeschlagenen Weg des Vereins mitgegangen. Sie sind geduldig, verzeihen Fehler und honorieren die Leistungen einer Mannschaft, die in dieser Spielzeit immer das Gefühl vermittelt, alles zu geben.
„In der vergangenen Saison hatten wir dieses Gefühl nicht immer“, sagt Corvin Grüllich, Vorsitzender des Supporters Club (SCD), dem Dachverband der organisierten Fans, der inzwischen rund 4000 Mitglieder hat. „Der Weg, den der Verein angekündigt hatte, wurde uns als alternativlos aufgezeigt. Die Reaktionen in der Fanszene sind inzwischen durchweg positiv. Natürlich spielt der sportliche Erfolg da eine Rolle. Aber im Sommer war es doch eher zweigeteilt. Einige hatten da ihre Bedenken“, erzählt Grüllich im Gespräch mit der WZ.
Vorstand, Aufsichtsrat und sportliche Leitung erinnern in einer bislang erfolgreichen Hinrunde immer wieder daran, dass es für die Fortuna mit Blick auf die Fans vor allem darum ginge, verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen. Insbesondere an der Basis. „Wir genießen die aktuelle Situation im ruhigen Fahrwasser“, sagt der SCD-Vorsitzende. „Aber die Leute haben kapiert worum es geht. Es gibt eine neue Demut unter den Fans.“
In den drei vergangenen Zweitligajahren ging viel Identifikation mit der „launischen Diva“ verloren. Vom Fanclub bis zum Besucher in der Loge war dies zu spüren. „Die gesamte Stimmung war schlecht. Selbst nach dem Abstieg aus der Bundesliga war dies nicht so. Am Ende der vergangenen Saison waren viele einfach froh, dass sie vorbei war“, sagt Grüllich. Der 41-Jährige hat eine veränderte Erwartungshaltung unter den Anhängern ausgemacht. Niemand spreche trotz Kontakt zum Relegationsplatz aktuell vom Aufstieg. Ein Punkt, der sich mit dem Verhalten der Mannschaft und des Trainers deckt.
In der Arena sei die Atmosphäre zwar noch nicht durchweg wieder wie in früheren Jahren, doch dazu müssten regelmäßig eben alle beitragen — nicht nur die organisierten Fans. „Der Umzug der Ultras hinter das Tor hat noch nicht den richtigen Effekt geschaffen. Aber das kann nicht erzwungen werden. Es passiert einfach. In der zweiten Hälfte gegen Hannover war das der Fall. Wenn der Funke überspringt, ziehen alle im Stadion mit“, sagt Grüllich, der zudem bei den Spielern einen entscheidenden Unterschied ausgemacht hat: „Es gibt diese stärkere Identifikation mit Verein und Stadt. Das hatte zuletzt gefehlt.“ Die Fortuna scheint auf dem richtigen Weg zu sein, den verspielten Kredit wieder zurückzugewinnen.