Cottbus kann aufsteigen, muss aber nicht
Der FC Energie ist Dritter in der 2. Liga und auf Tuchfühlung mit den Spitzenteams.
Düsseldorf. Was haben der Bosnier Tomislav Piplica, der Albaner Rudi Vata, der Rumäne Laurentiu Reghecampf und der Brasilianer Franklin Bitencourt gemeinsam? Sie bildeten mit weiteren sieben Fußball-Profis am 6. April 2001 die Startelf des FC Energie Cottbus, der damals beim 0:0 gegen den VfL Wolfsburg als erster Verein ausschließlich mit Ausländern ein Spiel der Fußball-Bundesliga begann. Mittlerweile ist das Geschichte.
Seit im Sommer 2009 Claus-Dieter „Pele“ Wollitz als Trainer zu den Lausitzern wechselte, weht der Wind aus einer anderen Richtung. Aus der deutschen. Wollitz kam, um den FC Energie Cottbus vom Image der Legionärstruppe zu befreien. Mit jungen deutschen Talenten wollte der 45-Jährige zunächst für eine Identifikation von Team und Region sorgen und dann zum Sprung in die Bundesliga ansetzen. Der Plan des Mannes aus Brakel scheint aufzugehen.
„Wir haben eine Struktur, ein Konzept, und wir wissen, wie Fußball geht“, sagt Wollitz. Was Cottbus zur Saison-Halbzeit auf den dritten Platz gebracht hat, mit nur zwei Punkten Rückstand zum Führungsduo FC Augsburg und Hertha BSC Berlin. „Dass die beiden da oben stehen, ist für mich keine Überraschung. Eher schon, dass sie sich bislang nicht absetzen konnten“, sagt Wollitz.
Der sieht sein Team mit vier, fünf anderen Vereinen daher auch nur um Platz drei kämpfen, würde aber in den dann folgenden Aufstiegsspielen wenig erwarten. „Ich gebe dem Zweitligisten nur eine Chance von zehn Prozent.“
Der Vorteil von Cottbus ist, dass sie aufsteigen können, aber noch nicht müssen. Für dieses Ziel hat Wollitz bis 2013 Zeit, denn so lange hat er gerade erst seinen Vertrag nach langem Zögern verlängert, was allerdings nichts mit dem Klub aus Brandenburg zu tun hatte.
„Der entscheidende Punkt war meine Familie. Jetzt suchen wir für meine Tochter eine passende Schule, und dann zieht die Familie im Sommer um.“ Zwar an die Spree, allerdings nicht nach Cottbus, sondern nach Berlin. „Kinder sollten nie in die Stadt ziehen, in der ihr Vater als Trainer arbeitet, denn wenn es schlecht läuft, dann bekommen sie dies zu spüren.“
Die Cottbusser Stärke spüren soll zunächst einmal Fortuna Düsseldorf, auch wenn Wollitz mit dem ihn auszeichnenden Respekt an den Rhein reist. „Die Fortuna hat eine eindrucksvolle Heimserie hingelegt. Da werden wir alles investieren müssen.“ Und zwar mit vielen deutschen Talenten wie Alexander Bittroff, Daniel Adlung oder dem von Bundesligisten umworbenen 22-jährigen Torjäger Nils Petersen (elf Treffer), aber nur noch zwei Ausländern mit Stammplatzgarantie. Emil Jula aus Rumänien sowie der Chinese Jiayi Shao erinnern als einzige an das, was Energie Cottbus nicht mehr ist. Eine Legionärstruppe.