„Havelpralinen“ gewohnt kreativ Das haben sich die Berliner Fortuna-Fans für ihre rheinischen Kollegen ausgedacht

Berlin/Düsseldorf · Der Fanklub Havelpralinen organisiert am Vorabend des Hertha-Spiels eine Party.

Bevor das Spiel gegen Union Berlin angepfiffen wird, können Fortuna-Fans in Berlin feiern.

Foto: dpa/Andreas Gora

Dirk Goldmann ist waschechter Berliner. Und so sollte man eigentlich erwarten, dass er es am 21. Januar mit der Hertha hielte, wenn die „alte Dame“ ab 13.30 Uhr im Olympiastadion auf die Fortuna trifft – doch mit dieser Vermutung läge man weit daneben. „Goldis“ Fußball-Herz nämlich schlägt seit vielen Jahren rot-weiß, und das nicht etwa, weil das die Vereinsfarben von Herthas Lokalrivalen 1. FC Union sind, sondern weil er durch und durch Fortune ist.

Die Geschichte hinter dieser Liebe ist ein bisschen verrückt, was Goldmann aber nicht im Geringsten stört. Als der heute 47-Jährige ein Teenager war, war er einige Zeit auf der Suche nach einem Lieblingsklub aus den obersten deutschen Ligen – denn das Angebot in seiner Heimatstadt kam für ihn nicht in Frage. „Ich habe für Blau-Weiß 90 gespielt, da ist Hertha das Feindbild Nummer eins“, erinnert er sich grinsend. „Und zum Osten der Stadt hatten wir Jungs im Westen keinen Draht.“

Also musste er sich anderswo umsehen – und wurde im fernen Rheinland fündig. „Fortuna Düsseldorf war damals eine richtig geile graue Maus“, sagt Goldmann. „Mit Aleks Ristic als Trainer, der starke Sprüche machte und Bonbons an Linienrichter verteilte, mit einer Mannschaft der Namenlosen, die trotzdem mitmischte bei den Großen. Ich habe mich verliebt – und Liebe kann man nicht erklären.“

Diese Liebe hat bis heute gehalten. Deshalb hat „Goldi“ sich mit Gleichgesinnten in der Bundeshauptstadt zum Fortuna-Fanklub „Havelpralinen“ zusammengefunden. Einem etwas anderen Fanklub, „denn wir sind kein eingetragener Verein und haben keinen Vorsitzenden, aber einen Kassenwart“, berichtet er. „Wir sind ein loser Haufen, der aber jedes Fortuna-Spiel in unserer Stammkneipe zusammen anschaut, wir verpassen keine Minute, auch wenn wir selten ins Stadion können.“

2019 luden die „Havelpralinen“
zu einer Bootstour ein

Am 21. Januar können es die Havelpralinen aber endlich wieder, denn dann gastiert ihre Fortuna bei „Feindbild“ Hertha, und die Fans in der Diaspora freuen sich diebisch darauf. Daher war es für sie auch ganz klar, dass sie die Anhänger aus dem Fortuna-Kernland gebührend empfangen wollen. Das taten sie auch schon in der Vergangenheit mit großem Erfolg – 2019 etwa, als die Havelpralinen zu einer Bootstour anlässlich des Düsseldorfer Gastspiels in Berlin einluden und das angemietete Schiff mit 330 Gästen fast aus den Nähten platzte.

Keine Angst vor weiten Reisen: Auch im Trainingslager im österreichischen Bad Leonfelden im vergangenen Sommer waren die Havelpralinen dabei.

Foto: pictureshooting.AT/Albert Mikovits/Albert Mikovits

Diesmal bleiben alle an Land, aber gefeiert wird trotzdem kräftig. Für den Vorabend des Spiels, den 20. Januar, haben Goldmann und seine Mitstreiter eine große Abteilung des „Festsaal Kreuzberg“ (Adresse: Am Flutgraben 2) angemietet und richten ab 18 Uhr eine große Fortuna-Party aus. „Wir haben gefühlt 1000 Locations angesehen und sind dann dort fündig geworden“, erzählt Goldmann. „Rund 500 Leute würden dort reinpassen, aber wenn 300 kommen, hätten wir schon eine tolle Stimmung.“

Für diese wird der bewährte Stamm-DJ der Havelpralinen sorgen, der Eintritt kostet vier Euro, ein 0,4-Liter-Bier vom Fass ebenso viel. Alkoholfreies gibt’s natürlich auch, zudem ein kleines Rahmenprogramm. So ist eine Tombola geplant, zu der Fortuna auch einiges beisteuern will – aber da möchte Goldmann noch nicht allzu viel vorab verraten. „Ich bin sicher, dass wieder mehr als 300 Fortunen kommen“, sagt der Veranstalter zuversichtlich.

Tags darauf wird es dann ein Wiedersehen im Gästeblock des Olympiastadions geben. Für die Havelpralinen das absolute Highlight des Fußballjahres.