Fußball-Analyse Fortuna Düsseldorf ist unter Druck und hat viele Baustellen
Düsseldorf · Der Frust bei Fortuna Düsseldorf nach dem 1:2 in Gladbach ist groß, weil der Gegner nicht so stark war, dass die Funkel-Elf unbedingt verlieren musste.
Dass diese Niederlage in Mönchengladbach allen Fortunen richtig weh tut, ist absolut verständlich. Die Fohlen irrten in der ersten Hälfte meist völlig ohne Führung und strukturlos über den Rasen, während die Gäste gut kombinierten. Selten war es leichter in einem Derby zu triumphieren. Doch die Kombinationen des Funkel-Teams endeten bereits in dieser Phase meist spätestens am Strafraum, weil die Aktion nicht zu Ende gespielt werden. Entweder fehlte die Idee zum Abschluss oder die Entscheidungen, die getroffen wurden, waren genau in diesem Moment die falschen. Die Chance, den Deckel drauf zu setzen, wurde vor der Pause vom Funkel-Team vertan.
Diese Schwäche hat auch personell Gründe. Die vordere Spitze, Kenan Karaman, verstand es nicht, die Bälle festzumachen (weil sie ihm zu oft vom Fuß sprangen) oder weiterzuleiten. Der türkische Nationalspieler wird im nächsten Spiel wohl kaum eine Chance von Anfang an bekommen. Es sei denn sein Trainer gibt ihm die (ultimative) Chance, zu zeigen, dass er doch an die zum Ende der vergangenen Saison gezeigten Leistungen anzuknüpfen kann. Mehr Mut zum Abschluss wünschen sich die Fans von ihren Spielern, die zu oft lieber noch einmal die Verantwortung abgeben. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist der immer besser werdende Dawid Kownacki, der nach seinen Verletzungen wieder in Schwung zu kommen scheint. Auch die Alternative auf dem Flügel, Nana Ampomah, könnte bald zu seinem ersten Liga-Einsatz für die Fortuna kommen, nachdem er sich im Pokalspiel zum Auftakt der Saison am Oberschenkel verletzt hatte.
Die linke Abwehrseite ist derzeit die Achillesferse der Mannschaft
Ähnlich ernüchternd fällt auch das Fazit für die Defensive nach dem Derby in Gladbach aus. 45 Minuten lang sah das noch gut aus. Kompromisslose Zweikampfführung, geschicktes Umschalten nach Ballgewinnen und kaum Fehler. Nach der Pause war von der Leidenschaft der Fortuna-Spieler weniger zu sehen, dafür wurde die Unsicherheit immer deutlicher spürbar. Der Gegner wurde geradezu aufgebaut. Obwohl die Gladbacher immer noch nicht überzeugen konnten, schafften die Gäste es nicht mehr, das Spiel wie zuvor zu kontrollieren. Sie verloren zu viele Zweikämpfe und machten mit Fehlern dem Gegner das Spiel zu leicht. Der hatte längst erkannt, dass Angriffe über die rechte Seite die größten Erfolgsaussichten hatten, was sich auch beim Treffer zum 1:1 zeigte.
Jetzt allein die Schuld auf Linksverteidiger Niko Gießelmann zu schieben, wäre unfair, auch wenn dieser zumindest in der Defensive derzeit nicht in Bestform ist. Seine Mitspieler auf der Seite und auch in der Innenverteidigung sahen in einigen Situationen nicht gut aus. Auch hier ist viel mehr Konsequenz und Geschick im Zweikampf gefragt.
Fakt ist, Fortuna hat in Mönchengladbach mindestens einen Punkt fahrlässig liegen gelassen. Das erhöht den Druck auf Mannschaft und Trainer. Das Problem ist, dass zwei Punkte zum vorher selbst definierten Soll fehlen. Da die Lage in der Liga in diesem Jahr im unteren Bereich sehr eng ist und wohl auch künftig so sein wird, steht die Mannschaft jetzt gegen Freiburg unter Druck, um nicht auf die Abstiegsränge zu rutschen.