Torhüter glänzt in Rostock Warum Florian Kastenmeier nicht der Fortuna-Held sein will

Rostock · Der starke Torhüter war Garant des Sieges in Rostock, stellt aber die Leistung der Trainer in den Vordergrund.

Rostocks Juan Jose Perea Mendoza scheitert an Torhüter Florian Kastenmeier.

Foto: dpa/Gregor Fischer

Da war diese eine Szene. 2:1 führte Fortuna im Ostseestadion beim FC Hansa Rostock, es lief die 88. Spielminute. Nach überlegen geführter erster Spielhälfte wurde es immer kritischer für die Düsseldorfer, weil die Gastgeber sich wieder ihrer Stärke auf eigener Scholle (fünf Siege aus den sechs Heimspielen zuvor) bewusst geworden waren und verzweifelt auf den Ausgleich drängten. Und fast wäre der Nils Fröling auch gelungen: Sein Kopfball segelte vermeintlich unhaltbar auf die lange Ecke des Fortuna-Tores zu, doch mit einer kaum fassbaren Parade fischte Florian Kastenmeier die Kugel vor der Linie weg.

Die Krönung des Ganzen: Im direkten Gegenzug bediente der erneut starke Regisseur Isak Johannesson den nach vorn gesprinteten Jona Niemiec, und der eingewechselte Stürmer versenkte den Ball zum entscheidenden 3:1 im Rostocker Netz. Kastenmeier als Wegbereiter für den Sieg also – und entsprechend gefeiert von Fans, Mitspielern und Trainern.

Sogar der gegnerische Coach lobte den 26-Jährigen in seiner Analyse. „Ein guter Kastenmeier an diesem Tag“, sagte Hansas Cheftrainer Alois Schwartz ebenso knapp wie treffend. Und dessen Gegenüber Daniel Thioune stand dem nicht nach: „Der entscheidende Moment ist vielleicht der gewesen, als Florian Kastenmeier diesen Ball gehalten hat.“ Johannesson wusste ebenfalls, bei wem er sich dafür bedanken konnte, dass er überhaupt die Chance zu seinem zweiten Assistpunkt bekommen hatte: „Wie Flo dieses Ding aus der Ecke geholt hat, das war schon großartig.“

Kastenmeier reagierte auf all diese Hymnen so, wie es Kastenmeier nun einmal tut. Kastenmeieresk eben. „Das sollen andere beurteilen. Ich mache mein Ding, und ich glaube, da bin ich gerade auf einem guten Weg“, kommentierte der Keeper die Anspielungen auf seine aktuelle Galaform. Und die von allen angesprochene Szene? „Jamil Siebert stand noch hinter mir, der hätte auch noch die Chance gehabt, den zu klären“, sagte Kastenmeier. „Jetzt bin ich der Held, in Anführungsstrichen, aber ich glaube, Jamil hätte den auch noch von der Linie gekratzt. Deshalb will ich mich nicht so sehr feiern.“

Dass die Rettung durch Siebert in diesem Moment noch geklappt hätte, darf man trotz der guten Vorstellung des jungen Innenverteidigers getrost bezweifeln, denn da war schon ein außergewöhnlicher Torhüter gefragt.

Davon wollte Kastenmeier aber nichts hören: „Ich glaube, der größere Held heute ist Jona (Niemiec, Anm. d. Red.), der über Wochen eine schwere Zeit hatte. Und dann kommt er rein und macht mit dem 3:1 den Deckel zu. Das freut mich extrem für ihn, das hat er auch mal gebraucht. Das ist das, was wir immer sagen: Der Kader ist klein, aber fein!“ Und er dürfte sogar noch kleiner werden in den nächsten Wochen, denn die Verletzungen von Andre Hoffmann (Schulter) und Vincent Vermeij (Knie) sahen alles andere als gut aus. Das hatte natürlich auch der Torhüter mitbekommen, aber er setzt große Hofnungen auf Mannschaftsarzt Ulf Blecker: „Wir haben ja unseren weißhaarigen Doci dabei, der wird das schon wieder auf die Kette bekommen.“

Einmal beim Staff rund um die Mannschaft angekommen, waren Kastenmeier aber – wiederum ganz Kastenmeier, der immer das Gesamtbild im Kopf hat – noch einige weitere Anmerkungen wichtig. Zum Beispiel dazu, dass Fortuna in der bärenstarken ersten Hälfte mit enormem Pressing, aber auch wohlgesetzten Ruhephasen die Rostocker beherrscht hatte. „Wir haben das in der Woche trainiert und sind sehr gut in die Abläufe gekommen“, erklärte er. „Kompliment ans Trainerteam, das uns sehr gut vorbereitet hat! Dadurch sind wir auch zu den zwei Toren zum 2:0 gekommen. Es geht immer ein bisschen unter, finde ich, was die Trainer im Hintergrund leisten.“

Doch auch die Teamkollegen bekamen einiges an Lob ab. Hauptsache eben, niemand redete allzu viel über Kastenmeier selbst. „Mit dem Anschlusstor kam der Hexenkessel hier in Rostock noch einmal, aber wir haben es sehr, sehr gut ausgehalten. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft, das ist nicht selbstverständlich hier, vor allem mit der jungen Truppe, die wir haben.“ Deutlich zu merken: Der 26-Jährige ist voll in seine neue Rolle hineinwachsen, die als Mitglied des Mannschaftsrates und dritter Kapitän viel Verantwortung für ihn bedeutet. Und diese Rolle nimmt der gebürtige Regensburger mit Inbrunst an.

„Die Auswechslung von Hoffi war zunächst etwas schwierig für alle, aber nach der Unterbrechung durch Vinces Verletzung haben wir uns noch einmal alle gesammelt und können stolz darauf sein, was wir in diesem Spiel geleistet haben“, fasste er noch zusammen. War die erste Hälfte denn schon genau das, was Fortuna spielen will und kann? War diese sehr effektive Mischung aus Tempo, Ruhe und Abgezocktheit schon vorher so der Plan gewesen? Da grinste Kastenmeier nur und kommentierte trocken: „Das ist alles durchdacht, was wir machen.“ In seinem Fall stimmt das zu hundert Prozent.